Freelance-Market-News 11/2024
Liebe Leser,
herzlich willkommen zu unserer November-Ausgabe mit den wichtigsten Neuigkeiten für Selbstständige und Freiberufler.
Die aktuelle Wirtschaftslage bereitet vielen Selbstständigen Sorgen. Laut dem „Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex“ sind die Erwartungen der Selbstständigen erneut gesunken – eine Entwicklung, die viele von uns betrifft.
Passend dazu berichten wir über das soeben verabschiedete Jahressteuergesetz 2024. Es enthält mehrere Steuerentlastungen für Selbstständige, darunter die Steuererleichterungen für Bildungsleistungen und für Gewinne aus Sanierungen.
Außerdem haben wir für Sie einen Video-Tipp über eine Veranstaltung zum Thema Selbstständigkeit in Deutschland und der Welt. In der gemeinsam mit Rotary Deutschland organisierten Veranstaltung gibt es Einblicke in die Chancen und Herausforderungen für Freelancer in verschiedenen Ländern und auch über die Zukunft der Freiberuflichkeit in Zeiten der Künstlichen Intelligenz.
Anschließend beleuchtet unser Gastartikel die Psychologie der Selbsttäuschung und die Denkstrategien, mit denen wir uns in herausfordernden Zeiten selbst motivieren. Dabei erfahren Sie auch, wie derartige psychologische Illusionen uns langfristig beeinflussen können – zum Guten wie auch zum Schlechten.
In unserem Freiberufler-Artikel erklärt Ihnen dann noch eine Grafikdesignerin, wie man mit individuellen handgezeichneten Illustrationen jedem Unternehmen eine persönliche Note verleihen kann und im Freelancer-Witz am Schluss geht es diesmal um einen eloquenten Unternehmensberater, der sich, ohne zu zögern, in ein völlig verfahrenes Projekt stürzt.
Ich wünsche Ihnen auch diesmal viel Vergnügen beim Lesen und natürlich wie immer gute Geschäfte!
Ihr Rainer Kurz
Jahressteuergesetz 2024: Änderungen und Verbesserungen für Selbstständige
In den verschiedenen Bereichen des deutschen Steuerrechts gibt es ständig fachlichen Regelungsbedarf. Mit insgesamt 130 Einzelregelungen versucht die Bundesregierung mit dem am 18.10.24 verabschiedeten Jahressteuergesetz 2024 Klarheit zu schaffen. Neben vielen thematisch nicht zusammenhängenden Einzelregelungen gibt es auch einige steuerliche Verbesserungen für Selbstständige und Freiberufler. Hier sind die wichtigsten Punkte:
• Umsatzsteuerbefreiung für Bildungsleistungen: Das Bescheinigungsverfahren durch die Landesbehörden bleibt erhalten. Eine Unterscheidung zwischen Aus- und Fortbildung wird es nicht geben. Eine Gewinnerzielungsabsicht ist weiterhin zulässig.
• Steuerbefreiung für Sanierungserträge: Diese gilt jetzt auch bei Restschuldbefreiung und bei der Zusammenveranlagung von Ehegatten.
• Konzernklausel bei der aufgeschobenen Besteuerung: Diese wird auf Anteile an verbundenen Unternehmen erweitert.
• Halbeinkünfteverfahren: Es gibt Anpassungen beim Übergang vom Anrechnungsverfahren wegen verschiedener Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts.
• Pauschalbesteuerung des Mobilitätsbudgets: Arbeitgeber können ein Mobilitätsbudget von bis zu 2400 Euro pro Jahr pauschal mit 25 Prozent versteuern.
• Verlängerung der Abwicklungsfrist für Investmentfonds von fünf auf zehn Jahre.
• Steuerbefreiung für kleine Photovoltaikanlagen: Die zulässige Bruttoleistung wurde von 15 kW auf 30 kW erhöht.
• Fortführung der bislang nur vorübergehend geltenden 150-Euro-Vereinfachungsregelung für Bonusleistungen für gesundheitsbewusstes Verhalten.
• Bürokratieabbau und Digitalisierung: Hier gibt es Maßnahmen zur Vereinfachung und Beschleunigung.
Video: Freiberufler in Deutschland und der Welt
Unter den Mitgliedern von Rotary Deutschland sind besonders viele Unternehmer und Freiberufler. So hat der Rotary Club Sindelfingen zu einer Veranstaltung zum Thema “Freiberufler in Deutschland und der Welt” eingeladen, bei der Freelance-Market seine Erfahrungen aus zahlreichen Ländern einbringen konnte.
Tatsächlich war ein Viertel der Teilnehmer Freiberufler und ein weiteres Viertel hatte Erfahrung mit der Beauftragung von Freelancern. Dementsprechend lebendig waren die Diskussionen und der Erfahrungsaustausch, insbesondere zu den Vorteilen und Risiken des Einsatzes von Freelancern.
Auch die Zukunft der Freiberuflichkeit vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz wurde in der Gruppe intensiv diskutiert.
Zu Beginn des Vortrags wurde die Bedeutung und Herkunft des Begriffs "Freelancer" erläutert, der ursprünglich aus dem Mittelalter stammt und sich auf Söldner bezog, die ihre Dienste gegen Bezahlung anboten. In modernen Zeiten hat sich dieser Begriff auf Menschen übertragen, die ihre Arbeit unabhängig und projektbezogen anbieten.
Danach folgte ein Überblick über verschiedene Branchen, in denen Freiberufler tätig sind, wie IT, Architektur, Grafikdesign und Übersetzung.
Ein weiterer Diskussionspunkt war der Unterschied zwischen Freiberuflern und Angestellten. Freiberufler arbeiten unabhängig, sind flexibel und haben keine festen Arbeitszeiten oder -orte. Dies bietet Vorteile, wie die Freiheit, eigene Projekte zu wählen, aber auch Herausforderungen, wie Unsicherheit und die zusätzlich erforderliche soziale Absicherung.
Der Vortrag thematisierte auch die Unterschiede in der Behandlung von Freiberuflern in verschiedenen Ländern. In Deutschland gibt es etwa 1,4 Millionen Freiberufler, die dadurch einen speziellen steuerlichen Status haben und einige steuerliche Vorteile genießen. Im Gegensatz dazu werden Freiberufler in anderen Ländern oft wie normale Unternehmer behandelt, was zusätzliche Pflichten und steuerliche Belastungen mit sich bringt.
Abschließend wurde ein Blick in die Zukunft der Freien Berufe geworfen, die zunehmend von der Digitalisierung geprägt sein wird. Technologien wie das Internet und mobile Geräte haben es Freiberuflern ermöglicht, weltweit zu arbeiten und neue Märkte zu erschließen. Der Vortrag kam zum Schluss, dass Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Schlüssel zum Erfolg in der sich ständig verändernden Arbeitswelt sind.
Das vollständige Video des Vortrags und der Diskussion können Sie hier online ansehen.
Geschäftsklimaindex für Selbstständige auf Tiefststand
Das Geschäftsklima für Selbstständige hat sich erneut verschlechtert. Der „Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex“ sank auf -21,4 Punkte, nach -18,4 im Vormonat. Damit nähert er sich dem Langzeittief vom Jahresbeginn. Der Ausblick auf die kommenden Monate hat sich bei den Selbstständigen deutlich eingetrübt. „Die konjunkturelle Flaute und der damit verbundene Mangel an neuen Aufträgen macht den Selbstständigen zu schaffen“, sagt ifo-Expertin Katrin Demmelhuber.
Ein Lichtblick sind der Tourismus und das Gastgewerbe. Dort liefen die Geschäfte etwas besser als im Vormonat. Bei den IT-Dienstleistern verschlechterte sich das Klima dagegen und erreichte ein Langzeittief.
Die Kreditnachfrage im dritten Quartal 2024 bleibt mit 10,1% (9,8% im zweiten Quartal) relativ gering. Die Soloselbstständigen und Kleinstunternehmen berichten jedoch, dass es zunehmend schwieriger wird, Kredite von Banken zu erhalten: 38,6% stuften das Verhalten der Banken als restriktiv ein, nach 36,8% im Vorquartal.
Gastartikel: Warum Menschen sich selbst täuschen
Sich selbst etwas vorzumachen ist normal und kann kurzfristig sinnvoll sein. Langfristig allerdings nicht.
Welche Rolle die Selbsttäuschung im Alltag spielt und welche Strategien Menschen nutzen, um sich selbst etwas vorzumachen, hat ein Philosophie-Team der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Universität Antwerpen analysiert. In der Zeitschrift Philosophical Psychology beschreiben Dr. Francesco Marchi und Prof. Dr. Albert Newen vier Strategien, die dazu dienen, das positive Selbstbild zu stabilisieren und abzuschirmen. Laut ihrer Theorie hilft Selbsttäuschung den Menschen, in schwierigen Lagen die Motivation aufrechtzuerhalten.
„Alle Menschen täuschen sich selbst und zwar gar nicht so selten“, sagt Albert Newen vom RUB-Institut für Philosophie II. „Wenn beispielsweise ein Vater überzeugt ist, dass sein Sohn ein guter Schüler ist und dieser dann schlechte Noten nach Hause bringt, wird er vielleicht erst einmal sagen, dass das Fach nicht so wichtig ist oder der Lehrer den Stoff nicht gut erklärt hat.“ Als Reorganisation der Überzeugungen bezeichnen die Forscher diese Strategie der Selbsttäuschung.
In ihrem Artikel beschreiben sie noch drei weitere Strategien, die Menschen häufig anwenden und die noch früher ansetzen, um unliebsame Tatsachen erst gar nicht an sich heranzulassen.
Dazu zählt das Auswählen von Tatsachen durch gezieltes Handeln: Man vermeidet Orte oder Personen, die problematische Tatsachen an sich herantragen könnten, etwa Personalgespräche oder den Elternsprechtag.
Eine weitere Strategie ist das Zurückweisen von Tatsachen, indem Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Quelle geäußert werden. Solange der Vater von den Schulproblemen seines Sohnes nur indirekt hört und nicht die Noten sieht, kann er die Probleme ignorieren.
Die letzte Strategie bezeichnen Newen und Marchi als das Generieren von Tatsachen aus einer mehrdeutigen Sachlage: „Wenn etwa die freundliche Mathematiklehrerin vorsichtig zu verstehen gibt, dass der Sohn nicht zurechtkommt und der Vater bei Schwierigkeiten eine klare Ansage erwartet hätte, deutet er die große Freundlichkeit und die vorsichtige Beschreibung eventuell als positive Bewertung der Fähigkeiten seines Sohnes“, führt Francesco Marchi das Beispiel aus.
Alle vier Strategien bezeichnen die Forscher als typische psychologische Denkneigungen. Selbsttäuschung sei kurzfristig weder unvernünftig noch nachteilig für Menschen, mittel- und langfristig jedoch immer. „Es handelt sich dabei nicht um böswillige Vorgehensweisen, sondern um einen Teil der kognitiven Grundausstattung des Menschen, um das bewährte Selbst- und Weltbild zu bewahren“, so Newen. In normalen Zeiten mit wenigen Änderungen sei die Tendenz, an bewährten Sichtweisen festzuhalten, hilfreich und auch evolutionär etabliert. „Allerdings ist diese kognitive Neigung in Zeiten von radikal neuen Herausforderungen, die rasche Verhaltensänderungen erfordern, fatal“, ergänzt der Bochumer Forscher.
Autor: Thomas Geiling
Artikel unserer Freiberufler: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte!
Eingetragene Dienstleister können sich mit einem kurzen Artikel in den Freelance-Market-News darstellen. In dieser Ausgabe stellt sich unsere Grafik-Freelancerin 524 aus Berlin vor, die mit einem Stundensatz von 30 Euro gelistet ist.
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Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte! - Sicherlich machen Sie sich als Unternehmer Gedanken darüber, wie Sie Ihre speziellen Leistungen gut nach außen kommunizieren können. Neben einem verständlichen und gut formulierten Text sind gerade auch Bilder wesentlich. Bilder sind zunächst rein assoziativ und vermitteln einen ersten Eindruck von Ihnen und können sofort von jedem verstanden werden, den Sie in dieser Prägnanz und Dichte mit reinem Text nicht erreichen werden.
Leider bedeckt eine wahre Flut von beliebigen und lieblos ausgewählten Fotos aus Bildarchiven den Markt, die jeden Ansatz zur Individualität im Keim ersticken. Deswegen biete ich Ihnen handgemachte, ideenreiche Illustrationen auf hohem Niveau an, mit denen Sie sich weit vom standardisierten Durchschnitt abheben und die Einzigartigkeit Ihrer Firma klar herausstellen. Die Bildinhalte beziehen sich speziell auf Ihr Unternehmen, sind also maßgeschneidert.
Zusätzlich helfe ich Ihnen, dem gesamten Erscheinungsbild Ihrer Firma einen professionellen, einheitlichen und stimmigen Rahmen zu geben - zu einem fairen Preis. Zuverlässigkeit und Mitdenken von meiner Seite inklusive. Ich freue mich auf Ihre Anfrage.
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Freelance-Market-Witz des Monats: Schnelle Beauftragung
Ein Unternehmensberater wird von einem großen Unternehmen angefragt, das dringend Hilfe für ein total verfahrenes Projekt braucht.
Der Projektleiter: „Wir haben gehört, dass Sie der beste Projektmanager im Ort sind und wir bräuchten Sie so schnell wie möglich! Was würde es kosten?“ Der Freiberufler antwortet: „Mein normaler Stundensatz für derart komplexe Projekte liegt bei 200 Euro.“
Der Projektleiter: „Das ist doch deutlich höher als unser Budget. Könnten Sie es eventuell für 100 Euro pro Stunde machen?“. Der Freiberufler überlegt kurz und antwortet dann: „Hm... also für 100 Euro die Stunde kann ich zumindest alle Ihre Fragen beantworten, bei denen ich nicht allzu tiefgründig nachdenken muss.“
Der Projektleiter ist erleichtert: „Super! Das würde uns schon sehr weiterhelfen! Wann können Sie anfangen?“ Der Freiberufler: „Ich habe soeben angefangen!“
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