Freelance-Market-News 07/2025
Liebe Leser,
die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland bleibt verhalten. Obwohl die Zahl der Selbstständigen und Freiberufler weiter wächst, sind viele Gründungen aus der Not geboren. Wir berichten darüber, dass sich die politischen Rahmenbedingungen zwar verbessern sollen, aber dennoch die wirtschaftliche Unsicherheit bei Freiberuflern und Selbstständigen hoch bleibt.
Passend dazu berichten wir noch von einer aktuellen Studie, laut der immer mehr Berater von klassischen Beratungsunternehmen in die Freiberuflichkeit wechseln.
Abgerundet wird diese Newsletter-Ausgabe durch einen Gastbeitrag von Thomas Geiling über die Rolle von Ehre und Respekt im Vertrieb sowie durch einen Artikel unserer Freelancer zur professionellen Organisation von Assessment-Centern.
In unserem Witz am Schluss geht es dann noch um einen etwas altmodischen Freelancer, der zeigt, wie man auch ohne E-Mail und Smartphone erfolgreich durchstartet.
Ich wünsche Ihnen auch diesmal viel Vergnügen beim Lesen und natürlich wie immer gute Geschäfte!
Ihr Rainer Kurz
Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland 2025 aus Freiberufler-Sicht
Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland bleibt 2025 verhalten. Während die Zahl der Selbstständigen weiter wächst, sind viele Gründungen aus der Not geboren. Die Rahmenbedingungen werden zwar verbessert, aber die wirtschaftliche Unsicherheit, insbesondere bei Freiberuflern, bleibt hoch.
Die deutsche Wirtschaft zeigt im Jahr 2025 eine leichte Erholung, bleibt aber insgesamt von Unsicherheit und verhaltenem Wachstum geprägt. Im ersten Quartal 2025 stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4% gegenüber dem Vorquartal. Im Vergleich zum Vorjahresquartal blieb das Wachstum jedoch nahezu stagnierend (0,0%). Für das Gesamtjahr 2025 prognostiziert das ifo Institut lediglich ein BIP-Wachstum von 0,2%, begleitet von einer erhöhten Arbeitslosenquote von 6,2%. Die leichte konjunkturelle Verbesserung im März 2025 wurde vor allem durch eine stärkere Produktion im verarbeitenden Gewerbe und bessere Exportzahlen getragen.
Entwicklung bei Selbstständigkeit und Freiberuflichkeit
Trotz der insgesamt schwachen Konjunktur steigt die Zahl der Selbstständigen in Deutschland weiterhin an. Viele neue Gründungen resultieren jedoch weniger aus innovativen Geschäftsideen, sondern vielmehr als Ausweg aus Arbeitslosigkeit. Über die Hälfte der Gründerinnen und Gründer kommt mittlerweile über Förderprogramme der Bundesagentur für Arbeit in die Selbstständigkeit, was auf eine gewisse Notgründungsdynamik hinweist. Der nachhaltige Beschäftigungseffekt dieser subventionierten Gründungen wird von Experten kritisch gesehen.
Im Bereich der Freiberuflichkeit und bei Freelancern ist die Stimmung 2025 deutlich eingetrübt. Laut einer aktuellen Studie berichten 39% der Befragten, dass bereits das Geschäftsjahr 2024 schlechter als erwartet verlief und 61% erwarten für 2025 eine schwierige Projektlage. Die größte Herausforderung bleibt die Projektakquise und viele Freelancer benötigen inzwischen mehr als zwei Monate, um neue Projekte zu gewinnen. Immerhin konnten 27% ihre Stundensätze im vergangenen Jahr erhöhen, jedoch mussten 11% diese sogar senken. Die durchschnittliche Zufriedenheit mit der finanziellen Situation ist rückläufig.
Leichte Verbesserung bei den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen
2025 bringt für Selbstständige und Freiberufler zahlreiche gesetzliche Änderungen. Besonders relevant sind die Einführung der E-Rechnungs-Pflicht im B2B-Bereich, die Anhebung des steuerlichen Grundfreibetrags auf 12 084 Euro und deutlich erhöhte Umsatzgrenzen für die Kleinunternehmerregelung (25 000 Euro im Vorjahr, 100 000 Euro im laufenden Jahr). Diese Maßnahmen sollen die bürokratische Last reduzieren und den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern.
Gastartikel von Thomas Geiling: Ehre und Respekt im Vertrieb
Was haben erfolgreiche Unternehmen und erfolgreiche Verkäufer gemein? – Sie verkaufen gut! Eine so gar nicht neue und schon gar nicht revolutionäre Erkenntnis! Sollte man meinen.
Top-Umsätze und Top- Renditen erreichen Sie mit Kunden, die gern bei Ihnen kaufen. Diese Kunden sind von Ihnen, Ihren Produkten, Ihren Dienstleistungen, Ihrem gebotenen Preis-Leistungsverhältnis, Ihrer gebotenen Qualität, Ihrer Zuverlässigkeit und Ihrer Liefertreue überzeugt. – Mit einem Wort, sie vertrauen Ihnen.
Vertrauen ist also das Zauberwort. Eine „Marke“ ist nichts anderes als das Vertrauen von jemandem in ein Produkt oder eine Dienstleistung. Umso mehr verwundert es, dass der Wert “Vertrauen” zunehmend an Bedeutung zu verlieren scheint in Anbetracht des Zeitgeistes, der bestimmt wird von “Politclowns” wie Trump oder Erdogan.
Ich bin kein religiöser Mensch, aber ich bin ein gläubiger Mensch. Ich glaube an Ehre und Respekt. Ich glaube, dass bei jedem Geschäft beide Parteien davon profitieren müssen und ich glaube, dass das durch gegenseitigen Respekt ermöglicht wird.
Deshalb mein Appell: Verhalten Sie sich ehrenhaft und zeigen Sie Ihrem Gegenüber Respekt, auch wenn er ihn nicht verdienen mag. Auf lange Sicht die einzig wahre Alternative!
Warum sich immer mehr Berater selbstständig machen
Das IgniteSAP-Online-Magazin beleuchtet in seinem aktuellen Artikel, warum immer mehr Berater von klassischen Beratungsunternehmen in die Freiberuflichkeit wechseln und welche Auswirkungen dies auf den Markt hat.
Eine Anstellung im Beratermarkt, insbesondere in der IT- und SAP-Beratung, galt lange als attraktiver Karriereweg mit hohen Gehältern und vielfältigen Projekten. Doch der Markt wandelt sich: Unternehmen, die IT-Systeme einsetzen, kämpfen mit einem gravierenden Fachkräftemangel. Die laufende Migration auf neue Businessprozesse, Künstliche Intelligenz und Cloud-Lösungen verstärkt laut IgniteSAP die Nachfrage nach erfahrenen Experten.
Gründe für den Wechsel in die Freiberuflichkeit
Da das Angebot an Fachkräften mit dem Bedarf nicht Schritt halten kann, werden auch die Vergütungen und Tagessätze für Freiberufler nach oben getrieben. Dies trifft laut IgniteSAP besonders auf spezialisierte Berater in Bereichen wie Finance, Supply Chain und Cloud-Integration zu. So liegen beispielsweise in Deutschland die Honorare für freiberufliche SAP-Berater inzwischen deutlich über denen von Festangestellten.
Neben der attraktiven Vergütung sind es vor allem die Flexibilität und die Kontrolle über die eigene Karriere, die viele bislang angestellte Berater anziehen. Freiberufler können Projekte und Kunden auswählen, ihre Arbeitszeiten selbst bestimmen und so ihre Work-Life-Balance verbessern.
Sie sammeln zudem schneller Erfahrungen in unterschiedlichen Branchen und Technologien und können ihre persönliche Marke aufbauen.
Technologische Entwicklungen wie Remote-Arbeit und Online-Plattformen wie Freelance-Market erleichtern den Zugang zur Freiberuflichkeit zusätzlich.
Die Freiberuflichkeit bringt aber auch Unsicherheiten mit sich: Es gibt keine garantierten Gehälter, die Eigenverantwortung für Akquise, Vertragsmanagement und Weiterbildung ist hoch und die soziale Absicherung muss selbst organisiert werden. Zudem fehlen die strukturierten Karrierewege, das Mentoring und die Teamarbeit, die größere Beratungsfirmen bieten.
Wie Unternehmen versuchen ihre Mitarbeiter zu halten
Für Beratungsunternehmen bedeutet dieser Trend längere Einstellungszyklen, höhere Fluktuation und steigenden Kostendruck. Um Talente zu halten, müssen sie flexiblere Arbeitsmodelle, attraktive Vergütungsstrukturen und bessere Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Dazu zählen hybride Arbeitsformen, Projektwahlmöglichkeiten, leistungsbezogene Boni und Investitionen in Weiterbildung und Spezialisierung.
Artikel unserer Freiberufler: Professionelle Organisation von Assessment-Centern
Eingetragene Dienstleister können sich mit einem kurzen Artikel im Freelance-Market-Newsletter vorstellen. In dieser Ausgabe präsentieren wir Ihnen unsere Anbieterin Nr. 424 aus Bielefeld aus der Kategorie Personalberatung.
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Ich biete Beratung im Bereich Personalentwicklung und Personalauswahl an. Der Schwerpunkt meiner Leistung liegt auf der Moderation und Organisation von Assessment-Centern. Ich berate Unternehmen zusätzlich auch gerne bei der Konzeption und Auswahl von Assessment-Übungen.
Häufig fehlt es an geschulten Beobachtern für Auswahl- und Förderverfahren. Auch als kompetente Beobachterin kann ich Unternehmen eine Hilfe sein. Da die Beurteilung von Kandidaten in Assessment-Centern durch Beobachtung von Verhalten erfolgt, sollten Übungen und Rollenspiele möglichst realistisch und arbeitsnah gestaltet sein. Es werden Rollenspieler benötigt, die sich flexibel in unterschiedlichste Rollen einfühlen können. Auch als Rollenspielerin kann man mich buchen.
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Freelance-Market-Witz des Monats: Ohne E-Mail kein Vertrag
Ein arbeitsloser Coach bewirbt sich als Reinigungskraft bei einem kleinen Tech-Startup in der Hoffnung, dass dort sein Coaching-Talent irgendwann entdeckt wird.
Nach einem kurzen Putztest und einem Gespräch sagt der junge Geschäftsführer: “Sie sind eingestellt! Geben Sie mir bitte Ihre E-Mail-Adresse, dann schicke ich Ihnen den Vertrag.”
Der Coach: “Ich habe keine E-Mail. Ich habe nicht mal ein Smartphone.”
Der Geschäftsführer runzelt die Stirn: “Ohne E-Mail gibt es bei uns keinen Vertrag. Wer heute nicht digital erreichbar ist, existiert für uns nicht.“
Der Mann verlässt das Gebäude. Enttäuscht. Ohne Job. Mit nur ein paar Euro in der Tasche.
Er geht zum Wochenmarkt und kauft dafür ein paar Kilo Erdbeeren. Er verkauft sie auf der Hauptstraße portionsweise an gestresste Banker, mit einem Lächeln im Gesicht. Nach zwei Stunden hat er 30 Euro.
Er macht weiter. Tag für Tag. Erst mit Erdbeeren, dann Kirschen, später mit selbstgemachten Müsli-Snacks. Zwei Jahre später hat er einen Lieferwagen, fünf Angestellte und beliefert die halbe Stadt mit Büroobst.
Eines Tages spricht ihn ein Finanzberater an seinem Stand an: “Als einer Ihrer ersten Kunden habe ich Ihren rasanten Aufstieg zum Biofood-Unternehmen miterlebt. Ich habe mir unverbindlich Gedanken gemacht, wie Sie mit Ihrem kleinen Konzern durch eine steueroptimierte Holdingstruktur richtig Geld sparen können. Geben Sie mir Ihre E-Mail und ich schicke Ihnen alles zu.“
Der Mann sagt: “Ich habe noch immer keine E-Mail. Hätte ich damals eine E-Mail gehabt, dann wäre ich jetzt Putzkraft bei einem kleinen Startup.“
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