Zukunft durch Energieeffizienz
Steigende Ölpreise und versiegende Rohstoffquellen wecken laut Global-Agenda.org zunehmend Zweifel an der langfristigen Stabilität einer Wirtschaft, die auf fossile Energieträger angewiesen ist. Pessimistische Analysen gehen im Sinne der „peak oil“-Theorie davon aus, dass die Ölproduktion ihren Höhepunkt längst überschritten hat und von nun an kontinuierlich sinkt – und das bei steigender Nachfrage. Damit stünde das Ende der Öl-Ära bevor.
Fünf mögliche Konsequenzen verdienen in diesem Kontext besondere Aufmerksamkeit:
• Ölexporteure: Die größten Öl exportierenden Länder gewinnen an Kapital und Einfluss. Entschlossener als bisher könnten sie zu radikalen Maßnahmen greifen, sobald sie ihr nationales Interesse bedroht sehen. Der Iran beispielsweise könnte die Öl-Lieferungen durch den Persischen Golf unterbrechen, um seine Position in politischen Auseinandersetzungen zu stärken (z. B. im Nuklearstreit).
• Ölimporteure: Für die Länder, die von massenhaften Rohstoffimporten abhängig sind, wächst die Gefahr der wirtschaftlichen Stagnation – sei es aufgrund von Lücken zwischen Angebot und Nachfrage oder wegen absichtlicher Preismanipulationen durch die Rohstoffproduzenten. Es wird immer wahrscheinlicher, dass Produktivität schon bald primär im Verhältnis zum Energieverbrauch gemessen wird.
• Staatszerfall: In einigen Entwicklungsländern erhöhen die Energiepreise das Risiko, dass die Wirtschaft ganz zum Erliegen kommt.
Dadurch wächst die Gefahr von Staatszerfall. Besonders Länder, in denen staatliche Institutionen ohnehin schwach ausgebildet sind, könnten in neo-feudale Verhältnisse zurückfallen, in denen Warlords, Privatmilizen und reiche Unternehmer regieren.
• Krieg um Ressourcen: Ressourcen treiben seit Menschengedenken bewaffnete Konflikte an. Besonders Ölvorkommen scheinen das Risiko innerstaatlicher Konflikte (wie in Darfur), militärischer Interventionen oder zwischenstaatlicher Kriege zu erhöhen. Zudem können Allianzen, die zum Zweck der Energiesicherung geschmiedet werden, neue Konflikte hervorrufen. In Zentralasien etwa setzen China und Russland alles daran, den Einfluss der USA durch bilaterale Militärabkommen und die Bildung regionaler Blöcke wie der Shanghai Cooperation Organisation zurückzudrängen.
• Nukleare Risiken: Durch die Verknappung der Ölreserven wächst die Gefahr, dass die Nutzung von Kernenergie dramatisch steigt – und gleichzeitig die damit verbundenen Risiken (Nuklearunfälle). Jedes Land, das Atomreaktoren betreibt, bekommt früher oder später Zugang zu waffenfähigem Plutonium. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es in falsche Hände gerät.
Die Zukunft einzelner Länder wird fortan weniger von militärischen Kapazitäten abhängen als von der Fähigkeit, die eigene Wirtschaft von der Abhängigkeit fossiler Energien zu befreien. Nur wer energieeffizient ist, kann wirtschaftlich überleben. Ähnlich wie beim Klimawandel aber ist diese Herausforderung zu groß, als dass sie von einzelnen Akteuren allein bewältigt werden könnte. Die internationale Wirtschaftsintegration und die besonderen Schwierigkeiten unterentwickelter Länder machen die Kooperation auf globaler Ebene zur Überlebensnotwendigkeit.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market Newsletter 8/2008 veröffentlicht.