ifo-Studie: Altersvorsorge von Selbstständigen besser als bei Angestellten
Das ifo Institut hat im Juni 2025 eine umfassende Befragung zur Altersvorsorge von Freelancern und Kleinunternehmern durchgeführt und dabei überraschende Ergebnisse erzielt, die gängige Vorurteile über die prekäre Altersvorsorge von Selbstständigen widerlegen.
Die Untersuchung mit dem Titel "Soloselbstständige und Kleinstunternehmende: Gut abgesichert im Alter?" von Autorin Katrin Demmelhuber zeigt, dass 97 Prozent der befragten Selbstständigen für ihr Alter vorsorgen. Nur drei Prozent gaben an, noch nicht vorzusorgen, was möglicherweise auf die Gründungs- oder Aufbauphase zurückzuführen ist.
Besonders bemerkenswert ist die Vielfalt der Vorsorgestrategien: 78 Prozent der Selbstständigen kombinieren mehrere Anlageformen, während nur 19 Prozent auf eine einzige Option setzen. Die Studie identifizierte insgesamt 97 verschiedene Kombinationen von Altersvorsorgemöglichkeiten.
- 67 Prozent nutzen kapitalbasierte Vorsorge (Wertpapiere, Immobilien, Sparguthaben).
- 55 Prozent setzen auf Versicherungen (private Rentenversicherungen, Rürup-Renten).
- 47 Prozent verfügen über Ansprüche aus früherer gesetzlicher Rentenversicherung.
- 41 Prozent zahlen aktiv in die Deutsche Rentenversicherung (DRV) oder Versorgungswerke ein.
- 17 Prozent sind freiwillig in der DRV versichert.
- 14 Prozent planen den Verkauf ihres Unternehmens als Altersvorsorge.
Bei der subjektiven Einschätzung ihrer Altersvorsorge zeigen sich Selbstständige ähnlich gut aufgestellt wie die Gesamtbevölkerung: 46 Prozent der Selbstständigen glauben, ihren jetzigen Lebensstandard im Alter halten zu können, verglichen mit 45 Prozent in der Gesamtbevölkerung. Wie auch in der Gesamtbevölkerung scheinen Männer besser vorsorgen zu können: Während 49 Prozent der männlichen Selbstständigen zuversichtlich sind, sind es bei Frauen nur 37 Prozent.
Die Studie scheint somit das hartnäckige Vorurteil der drohenden Altersarmut bei Selbstständigen zu widerlegen. Die frühere Arbeitsministerin Andrea Nahles hatte behauptet, die Hälfte der Selbstständigen sorge nicht vor, berücksichtigte dabei aber nur klassische Rentenversicherungen und Lebensversicherungen. Kapitalbasierte Vorsorge durch Immobilien und Wertpapiere blieb unberücksichtigt.
Zu einem ähnlichen Bild kam bereits 2020 das Institut der deutschen Wirtschaft. Nur 21 Prozent der Selbstständigen machten sich große Sorgen um ihre Altersvorsorge, während es 22 Prozent bei Angestellten waren.
Die Studie verdeutlicht, dass die Einkommenshöhe entscheidender ist als die Art der Vorsorge. Bei Selbstständigen gibt es größere Unterschiede in Arbeitszeiten und Verdiensten als bei Angestellten. Die geplante Altersvorsorgepflicht im Koalitionsvertrag kann man so kritisch sehen, da sie auf methodisch fragwürdigen Daten basiert.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 09/2025 veröffentlicht.