Gastartikel von Thomas Geiling: Kaltakquise für Freelancer - Schrecken oder Segen?
„Ich bin Ingenieur, kein Verkäufer. Kaltakquise ist ein rotes Tuch für mich. Wie kann ich trotzdem neue Marktanteile erobern?“ – Oder, was Sie schon immer zum Thema Kaltakquise wissen wollten.
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, mit potenziellen Kunden Kontakt aufzunehmen. Eine Kontaktaufnahme wird üblicherweise dann als „kalt“ bezeichnet, wenn zuvor noch keinerlei Kontakt zum Ansprechpartner bestand. Am deutlichsten wird dies bei der Direktansprache, z. B. auf Messen oder mittels Telefonaten. Das Wort „Kaltakquisition“ hat dabei für viele Verkäufer den gleichen Klang wie „Inquisition“.
Viele haben Angst vor Ablehnung oder Misserfolg oder sie haben das Gefühl, sich anzubiedern! Untersuchungen belegen, dass in bestimmten Branchen bis zu 80 Prozent aller Verkäufer scheitern bzw. nicht die Ergebnisse erzielen, die möglich wären, weil ihre Anzahl der Erstkontakte bzw. Termine zu gering ist.
Dabei hat professionelle Akquisition nichts damit zu tun, Klinken zu putzen oder irgendjemandem immer wieder auf die Nerven zu gehen, um ihm etwas zu verkaufen, was dieser gar nicht will!
Die Lösung dieses Dilemmas erscheint auf den ersten Blick sehr schwer zu erreichen, am Ende des Tages ist die Lösung doch recht einfach. Machen Sie sich bewusst, dass Sie nicht als Bittsteller auftreten, sondern Ihren Kunden einen Nutzen bringen. Und dagegen hat niemand etwas. Also gehen Sie an den Markt und stiften Nutzen.
Kaltakquise ist ein dauerhafter und nachhaltiger Prozess, bei dem Planung ebenso wichtig ist wie Flexibilität und Kontinuität. Unabhängig vom Produkt, von Ihrem Budget oder ob Ihr Markt lokal oder international ist, empfiehlt sich bei der Neukundengewinnung folgende Vorgehensweise:
• Herausarbeiten der Produkteigenschaften
• Bestimmen der Zielgruppe
• Festlegen der Akquisestrategie
• Auswählen der Akquiseinstrumente
• Planen und Durchführen der Aktionen und Maßnahmen
Diese Punkte lassen sich zwar in der Theorie klar voneinander trennen, in der Praxis verschwimmen die Grenzen aber immer wieder. Die jeweiligen Maßnahmen gehen oft Hand in Hand und beeinflussen sich gegenseitig.
Genauso wichtig wie die Definition von Teilschritten ist es, flexibel in der Durchführung zu bleiben. Die Zielgruppe ist in der Regel schon mit dem Produkt oder der Dienstleistung festgelegt, für das Produkt Kinderkleidung z. B. sind Eltern als Abnehmer selbstverständlich. Wenn Sie aber feststellen, dass auch viele ältere Menschen diese kaufen, sollten Sie auch die Großeltern in Ihre Akquise einbeziehen.
Auch die Auswahl der Akquiseinstrumente ist durch das Produkt, die Dienstleistung oder die Zielgruppe eingeschränkt. Vorgehensweisen im B2B-Markt sind nicht eins zu eins auf den B2C-Bereich übertragbar und vice versa. Den Tatbestand des vermuteten Interesses an einem Angebot im B2B-Sektor gibt es im B2C-Bereich nicht. Kaltakquise ist grundsätzlich zulässig, wenn das sogenannte „Opt-in“ des Kunden/Interessenten vorliegt. Beim Business-to-Business-Kontakt reicht es, wenn davon ausgegangen werden kann, dass der Adressat Interesse an einem Angebot haben könnte. Aber Vorsicht, das vermutete Interesse muss sich auch darauf beziehen, dass der Kunde z. B. auch angerufen werden möchte!
Unternehmen müssen die DSGVO und das „Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb“ beachten. Die Gesetze bestimmen, in welcher Form Daten verwendet werden dürfen. Die dort beschriebenen Regelungen sehen also vor, dass ohne rechtssichere Einverständniserklärung bezüglich der Datenerhebung und -speicherung sowie der Ansprecherlaubnis (Opt-In) kein Kunde mehr ungewollt mit werblichen Informationen per Brief, Telefon oder per E-Mail / Internet konfrontiert werden darf. Ohne nachweisbare Einwilligung eines Kunden ist es nicht ohne weiteres zulässig, diesen Kunden direkt zu kontaktieren, ohne eine Unterlassungsklage oder Geldbuße zu riskieren. Dies betrifft nicht nur die Ansprache neuer Kunden, sondern umfasst auch Bestandskunden. Als Ausnahmen gelten: Die Eigenwerbung mit Vertragsdaten, B2B-Werbung bei Geschäftsadressen, Spenden- und Beipackwerbung.
Fazit: Überwinden Sie eventuelle Vorbehalte und Ängste. Gut überlegt, gut vorbereitet und durchgeführt, eröffnet auch Ihnen die Kaltakquise Möglichkeiten, Ihren Umsatz zu steigern. Denken Sie bei allen Aktivitäten nicht daran, etwas verkaufen zu wollen, sondern Ihren Gesprächspartnern Nutzen zu bringen.
Falls Sie Anregungen haben oder unseren Newsletter abonnieren möchten, können Sie uns hier gerne eine Nachricht hinterlassen:
Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 08/2025 veröffentlicht.