Gastartikel: 19 Prozent empfinden ihren Job als nutzlos
Von Thomas Geiling, Vertriebstrainer und Berater
Studien der letzten Jahre zeigen, dass viele Berufstätige ihre Arbeit als gesellschaftlich nutzlos erachten. Für das Phänomen wurden unterschiedliche Erklärungen vorgeschlagen. Die viel diskutierte «Bullshit-Job-Theorie» des amerikanischen Anthropologen David Graeber besagt etwa, dass einige Arbeitsplätze objektiv nutzlos seien und dies in bestimmten Berufsfeldern häufiger vorkomme als in anderen.
Andere Studien gehen davon aus, dass die konkreten Berufe für die negative Einschätzung der Arbeitnehmer nicht relevant sind und Menschen ihre Jobs als sozial nutzlos empfinden, wenn sie unter schlechten Arbeitsbedingungen und Entfremdung leiden.
Dies ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit, wie eine neue Studie des Soziologen Simon Walo von der Universität Zürich nun zeigt. Sie stützt die Relevanz der Berufsfelder erstmals quantitativ. In seiner Studie analysierte Walo Umfragedaten von 1811 Personen in den USA, die in 21 verschiedenen Berufen tätig sind und gefragt wurden, ob ihre Arbeit ihnen das “Gefühl vermittle, einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten” und ob sie “das Gefühl hätten, nützliche Arbeit zu leisten”. Die Umfragedaten zeigten, dass 19 Prozent der Befragten über alle Berufe hinweg diese Fragen mit “nie” oder “selten” beantworten.
Walo analysierte diese Daten, indem er Berufstätige mit ähnlichen Arbeitsbedingungen miteinander verglich. Dabei stellte er fest, dass die unterschiedlichen Berufsfelder durchaus einen Einfluss auf die empfundene Sinnlosigkeit hatten, wenn die Arbeitsbedingungen als Faktor ausgeschlossen wurden. So wiesen Arbeitnehmer in Berufen, die David Graeber als besonders nutzlos eingestuft hatte, die meisten negativen Antworten auf. Erwerbstätige in Finanz- und Verkaufsberufen gaben beispielsweise mehr als doppelt so häufig wie andere an, dass sie ihre Jobs als gesellschaftlich nutzlos erachten. Ebenfalls klare Abweichungen fanden sich bei Managern und Büroangestellten (1,6 bzw. 1,9-mal häufiger als andere). Zudem stellte Walo fest, dass der Anteil der Arbeitnehmer, die ihre Jobs als sozial nutzlos betrachten, im Privatsektor besonders hoch ist, während der Non-Profit-Bereich und der öffentliche Sektor weniger stark betroffen sind.
Walos Studie bestätigt aber auch andere Faktoren, welche die Wahrnehmung der eigenen Arbeit beeinflussen, darunter etwa Entfremdung, ungünstige Arbeitsbedingungen oder soziale Interaktion.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 02/2024 veröffentlicht.