Einstieg als Freiberufler: Jobs-fuer-Fluechtlinge.de vermittelt zahlreiche Projekte
In Jahr 2015 startete Freelance-Market die inzwischen mehrfach ausgezeichnete Initiative Jobs-fuer-Fluechtlinge.de. Inzwischen sind fast vier Jahre vergangen, genug Zeit, um den Erfolg der Initiative etwas genauer zu analysieren. Zahlreiche Projekte konnten inzwischen an Flüchtlinge vermittelt werden, von der Softwareentwicklung, Kundenbindungskonzeption und Konstruktionsplanerstellung bis hin zur Erstellung von Grafiken und Bauzeichnungen.
Dabei zeigte sich, dass insbesondere Programmierer und Ingenieure gefragt sind. Aber auch Bauleiter, Manager, Grafiker und Handwerker wurden von den Firmen angefragt. Viele Flüchtlinge wurden sogar von mehreren Firmen angefragt (ein syrischer Systemingenieur sogar über 20 Mal). Unter den Firmen, denen wir Flüchtlinge vermittelt haben, waren neben kleineren und mittleren Betrieben auch börsengelistete Unternehmen wie die SIG AG und die Firmenzentrale von Conrad Elektronik.
Die gelisteten Flüchtlinge kommen überwiegend aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak und haben meist ein abgeschlossenes Studium inklusiv Berufserfahrung in ihrem Heimatland. Ihre Arbeitgeber waren unter anderem die Syrische Nationalbank, das Afghanische Fernsehen und BP. Da hinter jedem Flüchtling auch ein einzelnes, sehr individuelles Schicksal steckt, haben wir einige Flüchtlinge und Firmen zu ihren Erfahrungen mit Jobs-fuer-Fluechtlinge.de befragt.
Moussab Orabi aus Damaskus, 30 Jahre, Programmierer lebt inzwischen im bayrischen Traunreut. Er registrierte sich schon im März 2016 bei Freelance-Market als Flüchtling. Da für IT-Spezialisten eine hohe Nachfrage herrscht, wurde er bereits vier Wochen später zum ersten Mal für ein IT-Projekt (Software-Development mit Serverabfragen per C++ und JavaScript) angefragt. Zwar hat dieses erste Projekt noch nicht geklappt, doch kurz darauf erhielt Herr Orabi aus Mönchengladbach den Auftrag für die Programmierung einer Logistik-App. Nicht viel später wurde der Freelancer von Herrn Burghardt aus dem bayrischen Mittenwald beauftragt. Diesmal sollte unser geflüchteter Freiberufler ein Programm zur Datenextraktion auf Internetseiten erstellen. Dies war der Anfang der langfristigen Zusammenarbeit mit dem Nachfrager. Im Interview erzählte uns Herr Burghardt, dass es eigentlich keine Sprachbarriere gab. Da Herr Orabi gutes Englisch spricht, erfolgte die gesamte Projektkommunikation in dieser Sprache. Während unseres Gesprächs betonte er mehrmals, dass er mit den Leistungen von unserem Programmierer äußerst zufrieden war: "Da Herr Orabi in C++ eine erstklassige Web-Anwendung und App programmiert hat, habe ich gerne weitere Aufträge an ihn vergeben. Er ist sehr nett im Umgang, professionell, einsatzbereit und engagiert. Inzwischen hat sich daraus eine sehr gute Freundschaft entwickelt”.
Ein weiterer Flüchtling ist der 35-jährige Ayman Dabbaghieh aus Mannheim, der an der Universität Aleppo Energieingenieurwesen studiert hat. Bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien hat er als Ingenieur in der Designabteilung eines Unternehmens in Aleppo gearbeitet. Wie viele Andere musste er dann seine Heimat verlassen und ist nach Ägypten geflohen, wo er einige Zeit in Alexandria als Vertriebsingenieur gearbeitet hat. In Deutschland angekommen hat er dann im Rahmen unserer Initiative Jobs-fuer-Fluechtlinge.de sein Profil bei Freelance-Market registriert. Da zu seinen Schwerpunkten die Modellierung von mechanischen Teilen in Solidworks und Produktdesign zählt, wurde er von der Ebeling Tecloga GmbH mit dem Entwurf von Rauchabzugssystemen für thermische Schneidmaschinen beauftragt. Die Geschäftsführerin Frau Dr. Ebeling sagte uns: “Herr Dabbaghieh hat seine Aufgaben sehr gut erfüllt und mit der Ausführung war ich äußerst zufrieden. Daher hat Herr Dabbaghieh sofort einen regulären Arbeitsvertrag von uns bekommen.” Laut Frau Ebeling war das für ihn genau der passende Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt: “Herr Dabbaghieh hat inzwischen ein anderes interessantes Arbeitsangebot bekommen und da die Bedingungen für ihn günstiger waren, hat er leider bei uns gekündigt und den Arbeitsplatz gewechselt.”
Weitere Informationen zu Jobs-fuer-Fluechtlinge.de:
Als Initiator von Jobs-für-Flüchtlinge erhielt die Stuttgarter Internetfirma Freelance-Market.de den Demografie Exzellenz Award in der Kategorie "innovativ und digital“. Insgesamt wurden Preise in sieben Kategorien vergeben. Zu den sieben Gewinnern gehörten neben Freelance-Market auch Caritas, Daimler und Coca Cola. Der bundesweite Demografie Exzellenz Award zeichnet nachahmenswerte demografieorientierte Projekte, Produkte und Dienstleistungen aus. Partner der Initiative sind unter anderem Ernst&Young, Kienbaum, die Bundesagentur für Arbeit, DGB, BDU und die Techniker Krankenkasse.
Ausschlaggebend für die Vergabe des Awards war laut Jury, dass Freelance-Market einen dritten Weg bei der Arbeitsmarktintegration eingeschlagen hat, zusätzlich zur klassischen Arbeitsvermittlung und dem Arbeitsmarkteinstieg über Praktika. Freelance-Market ermöglicht den Flüchtlingen den Arbeitsmarkteinstieg als Selbstständiger und Freiberufler. Das hat für die Unternehmen viele Vorteile. So ist es leichter, Aufträge an Selbstständige abzugeben, im Gegensatz zu Praktika oder normalen Anstellungsverhältnissen, wo viele Formalitäten zu beachten sind. Deswegen fand die Jury, dass der Ansatz von Freelance-Market ein sehr guter Weg ist, um sehr schnell zu guten Ergebnissen zu kommen und um den Flüchtlingen, die oftmals sehr qualifiziert sind, sehr schnell eine Möglichkeit zu geben, sich in ihren jeweiligen Berufen beweisen zu können. So können Erfahrungen gesammelt werden, die Flüchtlinge können übernommen werden oder, falls die Flüchtlinge das wünschen, können diese gar Unternehmen gründen.
Bei der Initiative Jobs-fuer-Fluechtlinge.de werden qualifizierte Flüchtlinge und Asylempfänger in Deutschland kostenlos an Unternehmen vermittelt. "Der Preis ist natürlich auch als Anerkennung für die beiden anderen Kampagnenpartner zu sehen, dem Asienhaus Stuttgart e. V. und dem Junior Business Team von der Universität Hohenheim" sagt Dr. Kurz, Geschäftsführer von Freelance-Market.
Die Initiative nutzt diverse Kanäle, um qualifizierte Flüchtlinge anzusprechen. Kontakte zu freien Trägern, Sprachkursen, Flüchtlingsunterkünften und Politikern wurden aufgenommen. Auch Social-Media-Plattformen und die Presse werden aktiv genutzt. So berichteten zahlreiche Medien, wie die Stuttgarter Zeitung, Radio Antenne 1, die Stuttgarter Nachrichten, die Australian Broadcasting Corporation und Le Dauphiné Libéré aus Grenoble von der Initiative.
Für die Auswahl und Beauftragung brauchen Unternehmen nur Freelance-Market.de/flüchtling (deutschsprachige Flüchtlinge) oder Freelancer.International/refugee (englischsprachige Flüchtlinge) aufzurufen. Da völlig kostenlos vermittelt wird, kommen 100% des bezahlten Stundensatzes bei den Flüchtlingen an.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 6/2019 veröffentlicht.