Freelance-Market-News 6/2019
Liebe Leser,
als wir 2015 die Initiative 'Jobs für Flüchtlinge' ins Leben riefen, hätten wir nie gedacht welche Resonanz und Anerkennung wir erfahren würden. Inzwischen konnten wir zahlreiche Flüchtlinge als Freiberufler vermitteln und haben jetzt mit syrischen Ingenieuren über ihren erfolgreichen Einstieg als Freiberufler gesprochen.
In unseren weiteren Artikeln geht es um die aktuelle Freiberufler-Studie 2019, der zur Folge sich die Festanstellung auf dem Rückzug befindet und unser Gastautor Amor Dhaouadi gibt Ihnen Tipps, wie Sie Ihr 'Produkt' besonders erfolgreich präsentieren. Des Weiteren stellt ein Konstruktionsingenieur uns seine Arbeitsweise vor und in unserem Witz am Schluss geht es um einen Freelancer, der bei Vergütungsverhandlungen nicht nachgeben will.
Ich wünsche Ihnen auch diesmal viel Spaß beim Lesen und natürlich wie immer gute Geschäfte!
Ihr Rainer Kurz
Einstieg als Freiberufler: Jobs-fuer-Fluechtlinge.de vermittelt zahlreiche Projekte
In Jahr 2015 startete Freelance-Market die inzwischen mehrfach ausgezeichnete Initiative Jobs-fuer-Fluechtlinge.de. Inzwischen sind fast vier Jahre vergangen, genug Zeit, um den Erfolg der Initiative etwas genauer zu analysieren. Zahlreiche Projekte konnten inzwischen an Flüchtlinge vermittelt werden, von der Softwareentwicklung, Kundenbindungskonzeption und Konstruktionsplanerstellung bis hin zur Erstellung von Grafiken und Bauzeichnungen.
Dabei zeigte sich, dass insbesondere Programmierer und Ingenieure gefragt sind. Aber auch Bauleiter, Manager, Grafiker und Handwerker wurden von den Firmen angefragt. Viele Flüchtlinge wurden sogar von mehreren Firmen angefragt (ein syrischer Systemingenieur sogar über 20 Mal). Unter den Firmen, denen wir Flüchtlinge vermittelt haben, waren neben kleineren und mittleren Betrieben auch börsengelistete Unternehmen wie die SIG AG und die Firmenzentrale von Conrad Elektronik.
Die gelisteten Flüchtlinge kommen überwiegend aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak und haben meist ein abgeschlossenes Studium inklusiv Berufserfahrung in ihrem Heimatland. Ihre Arbeitgeber waren unter anderem die Syrische Nationalbank, das Afghanische Fernsehen und BP. Da hinter jedem Flüchtling auch ein einzelnes, sehr individuelles Schicksal steckt, haben wir einige Flüchtlinge und Firmen zu ihren Erfahrungen mit Jobs-fuer-Fluechtlinge.de befragt.
Moussab Orabi aus Damaskus, 30 Jahre, Programmierer lebt inzwischen im bayrischen Traunreut. Er registrierte sich schon im März 2016 bei Freelance-Market als Flüchtling. Da für IT-Spezialisten eine hohe Nachfrage herrscht, wurde er bereits vier Wochen später zum ersten Mal für ein IT-Projekt (Software-Development mit Serverabfragen per C++ und JavaScript) angefragt. Zwar hat dieses erste Projekt noch nicht geklappt, doch kurz darauf erhielt Herr Orabi aus Mönchengladbach den Auftrag für die Programmierung einer Logistik-App. Nicht viel später wurde der Freelancer von Herrn Burghardt aus dem bayrischen Mittenwald beauftragt. Diesmal sollte unser geflüchteter Freiberufler ein Programm zur Datenextraktion auf Internetseiten erstellen. Dies war der Anfang der langfristigen Zusammenarbeit mit dem Nachfrager. Im Interview erzählte uns Herr Burghardt, dass es eigentlich keine Sprachbarriere gab. Da Herr Orabi gutes Englisch spricht, erfolgte die gesamte Projektkommunikation in dieser Sprache. Während unseres Gesprächs betonte er mehrmals, dass er mit den Leistungen von unserem Programmierer äußerst zufrieden war: 'Da Herr Orabi in C++ eine erstklassige Web-Anwendung und App programmiert hat, habe ich gerne weitere Aufträge an ihn vergeben. Er ist sehr nett im Umgang, professionell, einsatzbereit und engagiert. Inzwischen hat sich daraus eine sehr gute Freundschaft entwickelt”.
Ein weiterer Flüchtling ist der 35-jährige Ayman Dabbaghieh aus Mannheim, der an der Universität Aleppo Energieingenieurwesen studiert hat. Bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien hat er als Ingenieur in der Designabteilung eines Unternehmens in Aleppo gearbeitet. Wie viele Andere musste er dann seine Heimat verlassen und ist nach Ägypten geflohen, wo er einige Zeit in Alexandria als Vertriebsingenieur gearbeitet hat. In Deutschland angekommen hat er dann im Rahmen unserer Initiative Jobs-fuer-Fluechtlinge.de sein Profil bei Freelance-Market registriert. Da zu seinen Schwerpunkten die Modellierung von mechanischen Teilen in Solidworks und Produktdesign zählt, wurde er von der Ebeling Tecloga GmbH mit dem Entwurf von Rauchabzugssystemen für thermische Schneidmaschinen beauftragt. Die Geschäftsführerin Frau Dr. Ebeling sagte uns: “Herr Dabbaghieh hat seine Aufgaben sehr gut erfüllt und mit der Ausführung war ich äußerst zufrieden. Daher hat Herr Dabbaghieh sofort einen regulären Arbeitsvertrag von uns bekommen.” Laut Frau Ebeling war das für ihn genau der passende Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt: “Herr Dabbaghieh hat inzwischen ein anderes interessantes Arbeitsangebot bekommen und da die Bedingungen für ihn günstiger waren, hat er leider bei uns gekündigt und den Arbeitsplatz gewechselt.”
Weitere Informationen zu Jobs-fuer-Fluechtlinge.de:
Als Initiator von Jobs-für-Flüchtlinge erhielt die Stuttgarter Internetfirma Freelance-Market.de den Demografie Exzellenz Award in der Kategorie 'innovativ und digital“. Insgesamt wurden Preise in sieben Kategorien vergeben. Zu den sieben Gewinnern gehörten neben Freelance-Market auch Caritas, Daimler und Coca Cola. Der bundesweite Demografie Exzellenz Award zeichnet nachahmenswerte demografieorientierte Projekte, Produkte und Dienstleistungen aus. Partner der Initiative sind unter anderem Ernst&Young, Kienbaum, die Bundesagentur für Arbeit, DGB, BDU und die Techniker Krankenkasse.
Ausschlaggebend für die Vergabe des Awards war laut Jury, dass Freelance-Market einen dritten Weg bei der Arbeitsmarktintegration eingeschlagen hat, zusätzlich zur klassischen Arbeitsvermittlung und dem Arbeitsmarkteinstieg über Praktika. Freelance-Market ermöglicht den Flüchtlingen den Arbeitsmarkteinstieg als Selbstständiger und Freiberufler. Das hat für die Unternehmen viele Vorteile. So ist es leichter, Aufträge an Selbstständige abzugeben, im Gegensatz zu Praktika oder normalen Anstellungsverhältnissen, wo viele Formalitäten zu beachten sind. Deswegen fand die Jury, dass der Ansatz von Freelance-Market ein sehr guter Weg ist, um sehr schnell zu guten Ergebnissen zu kommen und um den Flüchtlingen, die oftmals sehr qualifiziert sind, sehr schnell eine Möglichkeit zu geben, sich in ihren jeweiligen Berufen beweisen zu können. So können Erfahrungen gesammelt werden, die Flüchtlinge können übernommen werden oder, falls die Flüchtlinge das wünschen, können diese gar Unternehmen gründen.
Bei der Initiative Jobs-fuer-Fluechtlinge.de werden qualifizierte Flüchtlinge und Asylempfänger in Deutschland kostenlos an Unternehmen vermittelt. 'Der Preis ist natürlich auch als Anerkennung für die beiden anderen Kampagnenpartner zu sehen, dem Asienhaus Stuttgart e. V. und dem Junior Business Team von der Universität Hohenheim' sagt Dr. Kurz, Geschäftsführer von Freelance-Market.
Die Initiative nutzt diverse Kanäle, um qualifizierte Flüchtlinge anzusprechen. Kontakte zu freien Trägern, Sprachkursen, Flüchtlingsunterkünften und Politikern wurden aufgenommen. Auch Social-Media-Plattformen und die Presse werden aktiv genutzt. So berichteten zahlreiche Medien, wie die Stuttgarter Zeitung, Radio Antenne 1, die Stuttgarter Nachrichten, die Australian Broadcasting Corporation und Le Dauphiné Libéré aus Grenoble von der Initiative.
Für die Auswahl und Beauftragung brauchen Unternehmen nur Freelance-Market.de/flüchtling (deutschsprachige Flüchtlinge) oder Freelancer.International/refugee (englischsprachige Flüchtlinge) aufzurufen. Da völlig kostenlos vermittelt wird, kommen 100% des bezahlten Stundensatzes bei den Flüchtlingen an.
Freiberufler-Studie 2019: Festanstellung auf dem Rückzug
Laut der der aktuellen IT-Freiberuflerstudie der IDG Research Services wird sich der Anteil an externen Fachkräften weiter erhöhen. So sind beispielsweise nur noch 46 Prozent der IT-Experten fest angestellt, Tendenz fallend.
Zwei Drittel der befragten Firmen gehen davon aus, dass der Prozentsatz an externen Fachkräften zunehmen wird. Dies belegt auch die Studie, der zur Folge gegenüber dem Vorjahr sowohl die Quote der selbständigen Fachkräfte wie auch die der Outsourcing-Dienstleister weiterhin etwas zugenommen hat. Auch der Anteil der Arbeitnehmerüberlassung hat sich gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent erhöht.
Laut der Studie, die in Zusammenarbeit mit Allgeier Experts erstellt wurde, werden interne Mitarbeiter zunehmend nur noch als Schnittstellen in der Organisation dienen, externe Spezialisten jedoch die Umsetzungsarbeiten übernehmen. Die Unternehmen schätzen an den Freien Mitarbeitern insbesondere, dass diese besser Lastspitzen abfedern, spezifischeres Know-How besitzen und in der Gesamtkalkulation kostengünstiger sind.
Gastartikel von Amor Dhaouadi: Mit nur drei Argumenten zum erfolgreichen Angebot
Auf Grund des harten Wettbewerbs tendieren viele Firmen dazu, ihre Angebote mit möglichst vielen Features zu schmücken. Sie verfolgen dabei das Ziel, sich gegen die Konkurrenz zu differenzieren, um beim Kunden besser zu punkten. Das ist auch legitim. Letzten Endes lernen viele Vertriebler, wie sie das Produkt ihrer Firma gut gegen die Konkurrenz positionieren.
Es stellt sich nur die Frage: Ist alles, was legitim ist, auch zielführend? Kann es sein, dass Sie dadurch Ihr Angebot unnötig verkomplizieren und dadurch die Auswahl für den Kunden noch erschweren? Um dies zu beantworten, müssen wir die Perspektive wechseln und versuchen, diese Frage aus der Sicht des Kunden zu beantworten.
Sheena Iyengar, Autorin des Buches „The Art of Choosing“, sagt, dass sie bei ihren jahrelangen Untersuchungen der Kundenreaktionen herausgefunden hat, dass eine größere Produktauswahl zu Problemen führt:
- Es wird wahrscheinlicher, dass Kunden ihre Kaufentscheidung verschieben oder gar annullieren.
- Es wird sogar wahrscheinlicher, dass Kunden eine schlechtere Auswahl treffen.
In ihrer TED-Rede aus 2011 hat Iyengar einige Beispiele genannt, die ihre Forschungsergebnisse untermauern. Procter & Gamble erreichte einen Umsatzanstieg von 10 Prozent, als die Firma beim Haarshampoo Head & Shoulders die Anzahl der Varianten von 26 auf 15 reduzierte. In einem anderen Experiment stellte Iyengar zwei Tische vor einem Supermarkt auf, wo sie Kunden auf dem einen Tisch 6 Sorten Marmelade zum Probieren anbot und auf einem zweiten Tisch 26 Sorten. Sie fand heraus, dass zwar mehr Menschen die 26 Sorten probierten, aber nur 3 Prozent gekauft haben. Beim Tisch mit 6 Sorten kamen zwar weniger Menschen, dafür haben 30 Prozent gekauft.
Nun fragen Sie sich sicherlich, wie Sie am besten vorgehen müssen, um der Falle der vielen Features oder Optionen zu entgehen: Konzentrieren Sie sich mehr auf die Bedürfnisse Ihres Kunden und weniger auf die Features Ihres Produkts. Sobald Sie versuchen, sich durch neue Produktmerkmale zu differenzieren, die der Kunde gar nicht braucht, können Sie genau das Gegenteil bewirken und der Kunde könnte sich für das Produkt Ihres Wettbewerbers entscheiden.
Um dies zu verstehen, stellen Sie sich folgendes Beispiel vor: Sie verkaufen ein Taschenmesser, das auch noch ein Feuerzeug, einen Nagelschneider und einen Flaschenöffner enthält. Wenn der Kunde nur ein einfaches Messer braucht, Sie aber ihm zusätzliche Features anbieten, die er eigentlich gar nicht benötigt, dann machen Sie ihm damit die Entscheidung noch schwerer. Der Kunde könnte denken, dass er ein Messer bei einem anderen Anbieter billiger bekommen kann. Er geht davon aus, dass die zusätzlichen Features das Messer unnötig teuer gemacht haben und ist deshalb oft nicht bereit, das Messer zu kaufen.
Um Ihre Argumente so optimal wie möglich zu gestalten und die Kaufentscheidung des Kunden zu erleichtern, raten Business-Experten dazu, die Liste der Argumente auf DREI zu begrenzen. In Ihrem Buch „The Three Value Conversations“ raten Erik Peterson und andere dazu, in einem ersten Schritt alle möglichen Verkaufsargumente zu sammeln, z. B. in einer Brainstorming-Session. Danach werden die Argumente nach ihrer Wichtigkeit bewertet. Die Argumente mit der höchsten Bewertung sind diejenigen, die nur Ihre Firma und kein anderer Wettbewerber besitzt. Danach kommen die Argumente, die auch andere Firmen haben, aber Ihre Firma besser macht. Schließlich kommen die Features (mit der Bewertung 0), bei denen die Konkurrenz besser ist als Sie. Als Erstes streichen Sie aus Ihrer Liste alle Argumente mit der Bewertung 0.
Bei der Auswahl Ihrer magischen drei Argumente achten Sie darauf, dass Sie die Kundenbedürfnisse immer im Fokus haben. Dabei kommt es oft vor, dass die vom Kunden ausgesprochenen Bedürfnisse nur einen Teil der Wahrheit darstellen. Viele Bedürfnisse erfahren Sie erst, wenn Sie ein tiefergehendes Gespräch mit Ihrem Kunden geführt haben. Besonders bei komplexen Projekten können Sie durch kluge und zielgerichtete Fragestellungen Ihre Kunden motivieren, sich zu öffnen. Sie erfahren dabei sehr oft, dass die Kundenprobleme und Bedürfnisse an ganz anderer Stelle liegen als anfangs vom Kunden vorgetragen.
Artikel unserer Freiberufler: CAD-Systeme für 2D- und 3D-Zeichnungen
Eingetragene Dienstleister können sich mit einem Artikel im Freelance-Market-Newsletter kurz vorstellen. In dieser Ausgabe präsentieren wir Ihnen unseren Anbieter Nr. 837 aus Calw, der als Produktionsingenieur mit 36 Euro/Stunde gelistet ist.
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Angespannte Auftragslagen, zeitweilige personelle Engpässe im Produktions- oder Konstruktionsbüro sowie wirtschaftliche Gesichtspunkte veranlassen Unternehmen zunehmend, sowohl Konstruktionsaufgaben als auch das Erstellen von technischen Zeichnungen und Dokumentationen außer Haus an selbstständige Ingenieurbüros zu vergeben.
Diesem Trend folgend, arbeite ich bereits mehrere Jahre vorrangig mit kleineren und mittelständischen Unternehmen zusammen. Bei Engpässen im Konstruktionsbüro kann ich Ihnen daher kurzfristig helfen. Meinen Facherfahrungen entsprechend habe ich mich auf die Konzeption und Projektierung von Betriebs- und Fertigungsanlagen sowie auf die Entwicklung und Konstruktion von Ausrüstungen für die Fertigungstechnik spezialisiert. Mit ausgereiften CAD-Systemen wie AutoCAD, erstelle ich sowohl 2D- als auch 3D-Zeichnungen. Im Bedarfsfall kann auch ein Datenaustausch zu den gängigen CAD-Systemen erfolgen.
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Freelance-Market-Witz des Monats: Vergütung
Der Freiberufler diskutiert mit einem potentiellen Kunden über den Stundensatz. Als der Kunde ihm 30 Euro pro Stunde anbietet meint der Freiberufler, dass das doch recht wenig sei. Der Kunde: 'Keine Sorge, das wird später mehr!' Darauf der Freiberufler: 'Alles klar, dann komme ich später wieder!'
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