Freelance-Market-News 06/2025
Liebe Leser,
kaum ein Freiberufler dürfte begeistert sein, dass die neue Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas jetzt vorschlägt, Beamte, Freiberufler und Selbstständige müssten ebenfalls in die Deutsche Rentenversicherung einzahlen. Wir setzen uns in diesen News kritisch damit auseinander, sowohl aus Sicht der Freiberufler als auch aus der Perspektive der Rentenversicherung.
In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen hoffen die Solo-Unternehmer zumindest, dass der vom Koalitionsvertrag versprochene Bürokratieabbau bald Früchte trägt. Zeigt doch eine soeben vorgestellte KfW-Studie, dass gerade Freelancer und Solo-Selbstständige deutlich stärker von bürokratischen Verpflichtungen betroffen sind als größere Unternehmen.
Abgerundet wird diese Newsletter-Ausgabe durch einen Gastbeitrag von Thomas Geiling über die Aufschieberitis bei Unternehmern sowie durch einen Artikel unserer Freiberufler zum Thema Erfolgstraining im Vertrieb.
In unserem Freiberufler-Witz am Schluss geht es dann noch um die Frage, warum sich gerade Freelancer so sehr auf den Sommer freuen.
Ich wünsche Ihnen auch diesmal viel Vergnügen beim Lesen und natürlich wie immer gute Geschäfte!
Ihr Rainer Kurz
Bärbel Bas will Rentenreform: Auch Beamte, Selbstständige und Freelancer sollen einzahlen
Die neue Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) hat eine grundlegende Reform der gesetzlichen Rentenversicherung angeregt. Ihr Vorschlag: Künftig sollen nicht nur Angestellte, sondern auch Beamte, Freiberufler und Selbstständige in die Deutsche Rentenversicherung (DRV) einzahlen. Damit greift Bas eine seit Jahren immer wieder in linken Kreisen diskutierte Idee auf und stößt aktuell eine breite gesellschaftliche Debatte an.
Das deutsche Rentensystem steht vor enormen Herausforderungen. Immer weniger Erwerbstätige müssen die Renten für eine wachsende Zahl von Ruheständlern finanzieren. Die Alterung der Gesellschaft verschärft die Finanzierungslücke, so dass die Einnahmen der Rentenkasse in den kommenden Jahren nicht ausreichen werden, um das derzeitige Rentenniveau zu sichern.
Bas sieht die Lösung in einer breiteren Finanzierungsbasis. „In die Rentenversicherung sollten auch Beamte, Abgeordnete und Selbstständige einzahlen. Wir müssen die Einnahmen verbessern“, erklärte sie in einem Interview. Über die konkrete Ausgestaltung soll eine Rentenkommission beraten, die zeitnah ihre Arbeit aufnehmen soll.
Der Vorstoß von Bas stößt auf ein geteiltes Echo. Unterstützt wird die Idee unter anderem von Teilen der SPD. VdK-Präsidentin Verena Bentele begrüßte die Initiative und bezeichnete es als „überfällig“, dass sich auch Beamte und Politiker an der solidarischen Finanzierung beteiligen. Auch Sahra Wagenknecht (BSW) sprach sich für ein Rentensystem aus, „in das alle einzahlen“.
Starken Widerstand gibt es hingegen von Beamtenverbänden und der Union. Der Deutsche Beamtenbund (dbb) lehnt eine Einbeziehung der Beamten in die DRV strikt ab. dbb-Chef Ulrich Silberbach sprach von einer „Zwangs-Einheitsversicherung“ und warnte vor enormen Kosten durch die Systemumstellung. Die Dienstherren müssten künftig den Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung zahlen und die Bruttobezüge der Beamten anpassen. Auch die Union sieht in dem Vorschlag keine nachhaltige Lösung für die Rentenprobleme und verweist auf den Koalitionsvertrag, der eine solche Reform nicht vorsieht.
Die Mehrheit der Freelancer und Selbstständigen in Deutschland nutzt die Möglichkeit einer freiwilligen Rentenversicherung bislang nur selten. Zwar können sich Selbstständige freiwillig versichern und die Höhe ihrer Beiträge flexibel zwischen dem Mindest- und Höchstbeitrag wählen. Die Entscheidung freiwillig einzuzahlen bleibt aber die Ausnahme: Viele Selbstständige bevorzugen andere Formen der Altersvorsorge, etwa private Rentenversicherungen, Rürup-Rente oder Investitionen in Aktien oder Immobilien. Ein Grund für die Zurückhaltung ist die Unsicherheit über die zukünftigen Rentenleistungen und die schlechteren Renditeerwartungen im Vergleich zu Geldanlagen im Kapitalmarkt.
Kapitalmarktbasierte Rentenmodelle (etwa durch Aktien, Fonds oder ETFs) erzielen langfristig in der Regel eine höhere Rendite als die gesetzliche Rentenversicherung. Der entscheidende Unterschied liegt im System: Während die DRV ein umlagefinanziertes System ist, bei dem die eingezahlten Beiträge direkt an aktuelle Rentner ausgezahlt werden und die Rentenhöhe an die Lohnentwicklung gekoppelt ist, basiert die kapitalmarktbasierte Vorsorge auf dem Prinzip der individuellen Ansparung und Investition am Kapitalmarkt.
Allerdings zeigen breit gestreute Aktienportfolios über Jahrzehnte hinweg reale Renditen, die deutlich über der Inflationsrate liegen und damit meist auch über der durchschnittlichen Rendite der gesetzlichen Rente. Beispielhafte internationale Modelle wie die staatlichen Pensionsfonds in Schweden oder Norwegen erzielten in den letzten Jahren Anlageergebnisse von acht bis über zehn Prozent jährlich. Auch in Deutschland wird die Einführung einer sogenannten Aktienrente diskutiert, um die Renditechancen des Kapitalmarktes für die Altersvorsorge zu nutzen.
Allerdings sind kapitalmarktbasierte Systeme auch mit höheren Risiken verbunden, da sie Schwankungen und Krisen am Kapitalmarkt ausgesetzt sind. Die gesetzliche Rente bietet hingegen ein hohes Maß an Sicherheit und ist weniger anfällig für kurzfristige Marktschwankungen. Ihre „Rendite“ orientiert sich an der Lohnentwicklung und wird regelmäßig angepasst – 2025 etwa um 3,74 Prozent, was nur etwas über der erwarteten Inflationsrate liegt.
Im Jahr 2023 beliefen sich diese staatlichen Zahlungen an die DRV auf 112,4 Milliarden Euro, was 22 Prozent der gesamten Einnahmen der DRV ausmacht. Eine zwangsweise Einbeziehung von Selbstständigen und Freelancern könnte langfristig zu einem noch höheren Subventionsbedarf für die DRV führen. Lediglich kurzfristig käme es zu einer Entlastung, solange die noch “jungen” zusätzlichen Beitragszahler noch keine Rente in Anspruch nehmen.
KfW-Studie: Bürokratie bindet 9 Prozent Zeit der Freelancer
Laut einer aktuellen Studie der KfW Research sind Freelancer und Solo-Selbstständige besonders von bürokratischen Verpflichtungen betroffen. So wurden 8,7 Prozent ihrer Arbeitszeit hierfür aufgewendet.
Insgesamt wurden zur Erfüllung von gesetzlichen Vorgaben bei KMUs etwa 1,5 Mrd. Arbeitsstunden pro Jahr aufgewendet, was rund 61 Mrd. Euro an Arbeitskosten entsprach. Den größten Aufwand verursachen die Erfüllung der steuerlichen Pflichten, gefolgt von Aufbewahrungs- und Dokumentationspflichten sowie Anforderungen im Bereich des Rechnungswesens.
Laut der Studie verbringen Freelancer und Solo-Selbstständige einen besonders hohen Teil ihrer Zeit mit bürokratischen Verpflichtungen:
Freelancer und Solo-Selbstständige: 8,7%
Unternehmen mit 2 - 4 Beschäftigten: 7,7%
Unternehmen mit 5 - 9 Beschäftigten: 5,3%
Unternehmen mit 10-49 Beschäftigten: 3,7%
Größere Unternehmen > 50 Beschäft.: 3,0%
Von dem oben genannten prozentualen Arbeitszeitaufwand wurde laut der Studie ca. ein Drittel an externe Dienstleister outgesourct. Immerhin sind diese externen Dienstleister häufig Freelancer, bspw. Buchhalter oder Datenschutzexperten.
Bürokratie ist Voraussetzung für regelgebundenes Handeln, das Rechtssicherheit und einen fairen Wettbewerb ermöglicht. Mit zunehmender Bürokratie steigt jedoch das Risiko, dass die Kosten den Nutzen übersteigen. Aus Sicht der mittelständischen Unternehmen ist der Faktor Bürokratie das mit Abstand größte Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland und steht ganz oben auf der Liste belastender bzw. hemmender Aspekte. Erhebungen von Creditreform, DIHK, DZ Bank und dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband sehen den Bürokratieabbau als das aus KMU-Sicht drängendste wirtschaftspolitische Thema.
Datenbasis: Befragung von 9556 Unternehmen im Rahmen des “KfW-Mittelstandpanels”.
Gastartikel von Thomas Geiling: Sind Sie ein Macher oder neigen Sie zu Aufschieberitis
Neigen Sie zu Letzterem – grämen Sie sich nicht. Der Grund dafür könnte an zwei bestimmten Hirnregionen liegen.
Warum manche Menschen Aufgaben eher vor sich herschieben als sofort zu handeln, haben Forscherinnen und Forscher der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Mittels Kernspintomografie identifizierten sie zwei Hirnbereiche, deren Größe und funktionelle Verknüpfung damit zusammenhängen, wie gut eine Person ihre Handlungen kontrollieren kann.
Die Ergebnisse berichtet das Team um Caroline Schlüter, Dr. Marlies Pinnow, Prof. Dr. Dr. h. c. Onur Güntürkün und Dr. Erhan Genç von der Arbeitseinheit Biopsychologie in der Zeitschrift Psychological Science.
Die Biopsychologinnen und Biopsychologen untersuchten 264 Frauen und Männer im Kernspintomografen. Sie bestimmten das Volumen einzelner Hirnareale und ihre funktionelle Vernetzung. Außerdem füllten alle Probanden einen Fragebogen aus, mit dem ihre Fähigkeiten zur Handlungskontrolle eingeschätzt wurden.
Menschen mit schlechter Handlungskontrolle hatten eine größere Amygdala. Außerdem war bei ihnen die funktionelle Verbindung zwischen der Amygdala und dem sogenannten dorsalen anterioren cingulären Kortex (dorsaler ACC) weniger stark ausgeprägt. „Die beiden Hirnregionen sind bereits in früheren Studien mit der Steuerung von Handlungen in Verbindung gebracht worden“, sagt Erhan Genç.
Die Funktion der Amygdala ist es vor allem, eine Situation und ihren jeweiligen Ausgang zu beurteilen und uns vor möglichen negativen Konsequenzen einer Handlung zu warnen. Der dorsale ACC nutzt hingegen Informationen über den potenziellen Ausgang einer Handlung, um Handlungen auszuwählen, die in die Tat umgesetzt werden. Er unterdrückt auch konkurrierende Handlungen und Emotionen, sodass eine ausgewählte Handlung erfolgreich abgeschlossen werden kann.
Ist das Zusammenspiel zwischen Amygdala und dorsalem ACC gestört, kann die Handlungskontrolle nicht mehr erfolgreich ausgeführt werden, so die Theorie der Forscherinnen und Forscher. „Menschen mit höherem Amygdala-Volumen könnten eine größere Furcht vor den negativen Konsequenzen einer Handlung haben – sie zögern und schieben Dinge auf“, vermutet Erhan Genç. „Die geringe funktionelle Kopplung zwischen der Amygdala und dem dorsalen ACC könnte diesen Effekt weiter verstärken, indem störende negative Emotionen und Handlungsalternativen unzureichend reguliert werden.“
Künftige Studien sollen zeigen, ob die unterschiedlich gut ausgeprägte Handlungskontrolle durch spezifische Trainings oder Hirnstimulation verändert werden kann. „Obwohl die individuellen Unterschiede in der Fähigkeit zur Handlungskontrolle einen großen Einfluss auf unseren persönlichen und beruflichen Erfolg sowie unsere psychische und physische Gesundheit haben, sind ihre neuronalen Grundlagen bisher nur wenig erforscht“, sagt Caroline Schlüter, die sich dem Thema in ihrer Promotion widmet.
Artikel unserer Freiberufler: Erfolgstraining im Vertrieb
Eingetragene Dienstleister können sich mit einem kurzen Artikel in den Freelance-Market-News darstellen. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen unsere Freelancerin Nr. 2147 (Kategorie "Trainer", 75 Euro/h) aus Dielheim vor.
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Vertriebstraining mal anders! Meine Dienstleistungen umfassen Analyse, Beratung, Projektleitung sowie praxisnahe Trainingsmaßnahmen. Diese sind immer individuell angepasst für personal- und vertriebsorientierte Dienstleistungsunternehmen und dienen direkt der Steigerung des Vertriebserfolgs. Dabei hilft mir meine 12-jährige Vertriebs- und Personalerfahrung sowie meine siebenjährige Tätigkeit als Trainerin.
Warum "Vertriebstraining mal anders"? Ich trainiere deutschlandweit vor Ort mit Live-Telefonschulungen und Besuchsaktivitäten. Vorab führe ich, falls gewünscht, auch eine Analyse Ihrer bisherigen Vertriebsaktivitäten durch.
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Freelance-Market-Witz des Monats
Warum freuen sich Freelancer so sehr auf den Sommer?
Weil sie dann endlich draußen arbeiten können – und ihre Familie trotzdem denkt, sie machen Urlaub!
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