Beschaffung in China wird teurer
Aufgrund der Massen an Arbeitskräften und der niedrigen Lohnkosten gilt China als die führende globale Produktionsstätte im 21. Jahrhundert. Auch für deutsche Firmen ist China längst zu einem wichtigen Beschaffungsmarkt geworden.
Laut Global-Agenda.org offenbart eine PricewaterhouseCoopers-Befragung nun Erstaunliches: Nicht für alle Unternehmen ist das Land so günstig wie man glaubt. Je nach Produkt gibt es zwar Preisvorteile von bis zu 50% gegenüber Deutschland, doch ein Drittel der Unternehmen nimmt beim Einkauf in China sogar Verluste in Kauf. Gleichzeitig gewinnen andere Regionen als Produktionsstätten zunehmend an Bedeutung.
Deutsche Unternehmen tätigen etwa 10% ihrer weltweiten Einkäufe in China. Dabei treten große Kostenunterschiede auf. Während einige Unternehmen einen deutlichen Preisvorteil gegenüber der Beschaffung in Deutschland erzielen, liegt dieser für andere bei höchstens 5%. Rechnet man die Kosten für Transport hinzu, kann sich ein Kostennachteil von bis zu 16% ergeben.
Insgesamt machen die Fracht- und Logistiknebenkosten (wie z. B. Zoll, Versicherung, Lagerung etc.) zwischen 12 und 15% der gesamten Beschaffungskosten aus.
Weshalb kaufen die deutschen Firmen trotzdem in China ein? Dahinter stecken oft strategische Gründe. Besonders große Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über einer Milliarde Euro entscheiden sich bewusst für die Beschaffung in China, selbst wenn sie in Deutschland günstiger einkaufen könnten. Diesen Preisnachteil nehmen sie in Kauf, in der Hoffnung auf bessere Marktzugangs- und Investitionsbedingungen in China. Zudem sollen freie Kapazitäten in verbundenen Unternehmen ausgelastet werden, was sich wiederum positiv auf den Gewinn der Muttergesellschaft auswirkt. Außerdem erhoffen sich die Unternehmen einen Entwicklungsprozess in China, der die Kosten langfristig unter das deutsche Niveau drückt.
Aus der Befragung lassen sich insgesamt vier Trends für die zukünftige Beschaffung in China ableiten:
1. Trotz verbesserter Infrastruktur und mehr Wettbewerb werden die Preise für Logistik weiter anziehen. Vor allem die hohen Treibstoffkosten sowie steigende Lohnkosten werden die Vorteile aufzehren.
2. Die steigenden Kosten werden verstärkt zu Kooperationen von Logistikunternehmen führen. In einzelnen Branchen wie z. B. der Chemie-Industrie bieten sich spezialisierten ausländischen Logistikern enorme Umsatz- und Ertragschancen.
3. Unternehmen werden verstärkt Beteiligungen an strategisch wichtigen Lieferanten in China eingehen. Damit haben es zukünftig besonders die chinesischen Unternehmen schwer, an denen keine deutschen Firmen beteiligt sind.
4. China bleibt zwar führend, aber andere Wachstumsmärkte schließen auf. Die Bedeutung von Osteuropa einschließlich Russland, Indien oder asiatischen Staaten wie Vietnam, Thailand und Südkorea wird wachsen. Während die Beschaffung aus China, Osteuropa/Russland und Indien bis 2013 auf 40% der Gesamteinfuhren steigen dürfte, wird der Einkauf in Deutschland eher stagnieren.
Deutsche Unternehmen werden die Kostensteigerungen für Logistik in China verstärkt zu spüren bekommen. Auch die Teuerungsrate und die steigenden Arbeitslöhne werden den Druck auf die Einkäufer erhöhen. Daher sollten sie intensiv über zusätzliche Kostensenkungspotenziale nachdenken.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market Newsletter 01/2009 veröffentlicht.