Chinas Umweltkrise – Olympische Spiele unter saurem Regen?
Chinas Bruttosozialprodukt stieg vergangenes Jahr um 10,7%. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen hätte es noch deutlich mehr sein können, denn Umweltschäden mindern das chinesische Bruttosozialprodukt um fast 9%. 16 der 20 schmutzigsten Städte der Welt befinden sich in China. Das Land ist laut www.global-agenda.org von einer ernsthaften Umweltkrise bedroht:
Wasser: Etwa ein Drittel der chinesischen Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Um die Wasserversorgung zu verbessern, hat die Regierung über 25000 Staudämme bauen lassen – darunter das größte und teuerste Staudammprojekt der Welt. Die Staudämme aber zerstören Agrarland und zwingen Millionen Chinesen zur Flucht aus ihrer Heimatregion.
Boden: Durch Wüstenbildung werden jährlich etwa 5800 Quadratmeilen Grünfläche vernichtet. Gründe dafür sind exzessiver Ackerbau und das Abholzen von Wäldern. Die dadurch verursachten Sandstürme erhöhen den Staubanteil, der ohnehin schon ein Drittel der Luftverschmutzung in China ausmacht.
Treibhausgase: China könnte bald die USA als größten Luftverschmutzer ablösen. Nach wie vor werden zwei Drittel des chinesischen Energiebedarfs mit Kohle gedeckt, was nicht nur einen hohen CO2-Ausstoß, sondern auch einen hohen Schwefeldioxid-Ausstoß zur Folge hat. Mittlerweile fällt in mehr als 30% des Landes saurer Regen.
Bevölkerungswachstum und Entwicklung: Trotz politischer Versuche, das Bevölkerungswachstum zu bremsen, zählt China inzwischen mehr als 1,3 Mrd. Einwohner. Die Kombination aus hoher Einwohnerzahl und rasanter wirtschaftlicher Entwicklung verschärft die Umweltprobleme, die z. B. durch Urbanisierung oder steigendem Konsum entstehen. Schon heute sind Kraftfahrzeuge die größten Luftverschmutzer in chinesischen Städten.
Allein kann China seine Umweltkrise nicht bewältigen. Die nationale Umweltschutzbehörde (SEPA) ist chronisch unterfinanziert. Gleiches gilt für die lokalen Umweltbehörden, die zudem mit korrupten Provinzregierungen zu kämpfen haben. Die SEPA kooperiert deshalb zunehmend mit kleinen unabhängigen Umweltorganisationen, die mit 2000 NGOs mittlerweile das größte Segment der chinesischen Zivilgesellschaft ausmachen. Darauf baut auch die internationale Gemeinschaft. Sie unterstützt immer mehr lokale Umweltprojekte und versucht, den Einfluss chinesischer NGOs auf die nationale Umweltpolitik zu stärken.
Als Ausrichter der Olympischen Spiele im Sommer 2008 hat Peking „green Olympics" und saubere Luft versprochen. Weniger als zwei Jahre vor den Spielen aber scheint es, als könne China sein Versprechen nicht einhalten. Vor kurzem trat die Regierung deshalb mit einem eher ungewöhnlichen Vorschlag an die Öffentlichkeit: Wirtschaftsaktivitäten weitgehend runterfahren und ausgiebige Ferien für alle Hauptstadtbewohner.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market Newsletter 4/2007 veröffentlicht.