Freelance-Market-News 12/2019
Liebe Leser,
durch das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz scheint Deutschland internationaler, flexibler und offener zu werden. Wir berichten, wie diese Bestimmung ab März den Zuzug von internationalen Spezialisten, Unternehmern und Freiberuflern erleichtern wird.
Offenheit und Flexibilität ist auch in der etwas ins Stottern geratenen Konjunktur gefragt, die laut einer hier vorgestellten Studie auch Freelancer betrifft. Falls Sie also beispielsweise neben Ihrem Arbeitsverhältnis flexibel einen Einstieg als Freelancer in Teilzeit versuchen möchten, wir haben wir hier die passenden Tipps.
Flexible Arbeitsmigration kann aber auch in die umgekehrte Richtung gehen. So berichtet uns ein auf Eventtechnik spezialisierter Freelancer von einem Projekt in Sibirien, das er durch Freelance-Market vermittelt bekam.
Unser Freelancer-Witz erzählt dann am Schluss von einer deutschen Großbank, die äußerst flexibel agiert, um im Wettrudern gegen eine chinesische Bank zu gewinnen.
Ich wünsche Ihnen auch diesmal viel Spaß beim Lesen und natürlich wie immer gute Geschäfte!
Ihr Rainer Kurz
Ab 3/2020: Neues Fachkräfte-Einwanderungsgesetz für Spezialisten und Freiberufler
Am 1. März 2020 wird das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz in Kraft treten. Damit soll es Unternehmen leichter gemacht werden, Fachkräfte aus dem Nicht-EU-Ausland zu beschäftigen und auszubilden. Eine einfachere Zuwanderung gibt es dann nicht nur für studierte, sondern auch für beruflich qualifizierte Fachkräfte, Unternehmer und Freiberufler. Die Beschränkung auf Engpassberufe entfällt. Auch die Vorrangprüfung durch die Bundesagentur für Arbeit, d. h. dass kein EU-Bürger für die Position zur Verfügung steht, wird weitgehend ausgesetzt.
Das Gesetz soll es auch Menschen aus dem Ausland einfacher machen, mit innovativen Ideen Unternehmen in Deutschland zu gründen. Pauschale Forderungen nach Mindestinvestitionssummen und einer Mindestzahl an zu schaffenden Arbeitsplätzen gibt es nicht. Auch Freiberuflern kann unter erleichterten Bedingungen ein Aufenthaltsrecht erteilt werden.
Das Gesetz soll klar und transparent regeln, wer zu Arbeits- und zu Ausbildungszwecken nach Deutschland kommen darf und wer nicht. Zu den wesentlichen Neuerungen gehören:
• Ein einheitlicher Fachkräftebegriff, der Hochschulabsolventen und Beschäftigte mit qualifizierter Berufsausbildung umfasst.
• Der Verzicht auf eine Vorrangprüfung bei anerkannter Qualifikation und Arbeitsvertrag.
• Der Wegfall der Begrenzung auf Mangelberufe bei qualifizierter Berufsausbildung.
• Die Möglichkeit für Fachkräfte vorübergehend zur Arbeitssuche nach Deutschland zu kommen.
• Verbesserte Möglichkeiten zum Aufenthalt für Qualifizierungsmaßnahmen.
• Beschleunigte Verfahren und eine Bündelung der Zuständigkeiten bei zentralen Ausländerbehörden.
Die Sicherung des Fachkräftebedarfs gehört zu den zentralen Aufgaben der Bundesregierung. 'Wir wollen keine Einwanderung in die Sozialsysteme sondern in den Arbeitsplatz. Zudem können wir über diesen Weg die illegale Migration etwas zurückdrängen', erklärte Bundesinnenminister Horst Seehofer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in Berlin.
Freelance-Market-Tipp: Nebenberuflich als Freiberufler starten
Obwohl Freelancer oft nur geringes Startkapital für die Umsetzung der eigenen Geschäftsidee benötigen, ist der Start in die Selbstständigkeit ein Wagnis. Risiken sind beispielsweise die Auslastung, der Akquisitionsaufwand, fehlende Rücklagen oder verspätet eintreffende Zahlungen.
Man kann den Einstieg in die Selbstständigkeit auch Schritt für Schritt wagen, um derartige Gefahren zu minimieren – schließlich ist niemand dazu gezwungen, sich Hals über Kopf ins kalte Wasser zu stürzen.
Nebenberuflich selbstständig zu sein, bedeutet, sich langsam an die eigene Unabhängigkeit heranzutasten, ohne von Beginn an Angst haben zu müssen, nicht mehr die Miete bezahlen zu können. Die nebenberufliche Selbstständigkeit eignet sich vor allem für Personen, die großen Wert auf finanzielle Planbarkeit und Sicherheit legen. Eine Anstellung lässt sich schließlich immer noch kündigen, sobald die Auftragsbücher gefüllt sind. Die Selbstständigkeit vorerst nebenberuflich anzugehen ist auch ein guter Weg, um herauszufinden, ob man sich in der Rolle des Freelancers überhaupt wohl fühlt.
Auch kann man sich in der Startphase unbeschwerter um die notwendigen administrativen Tätigkeiten kümmern, vom Besuch beim Steuerberater bis zur Homepage, da man ja noch nicht auf Einnahmen aus der Selbstständigkeit angewiesen ist. Die nebenberufliche Selbstständigkeit ist also ein guter Weg, um sich selbst in der unternehmerischen Rolle auszuprobieren und ohne allzu großen Druck erste Erfolge zu erzielen – eine gute Voraussetzung für langfristigen Erfolg.
P. S.: Beschäftigte haben in Deutschland einen Rechtsanspruch auf Verringerung der Wochenarbeitszeit auf 15 bis 30 Stunden, sofern Sie seit mindestens sechs Monaten angestellt sind und der Betrieb über 15 Beschäftigte hat.
Konjunkturdelle in Deutschland: 39 Prozent der Freiberufler und Selbstständigen verzeichnen Einbußen
Bei 39% der Freiberufler und Selbstständigen in Deutschland wirkt sich die konjunkturelle Abkühlung bereits auf das Geschäft aus. Während freiberufliche Berater, Marketing-Experten oder Ingenieurbüros sich trotz der stagnierenden Wirtschaftskraft noch recht gut behaupten können, sind in anderen Bereichen deutlich spürbare Einbußen zu verzeichnen. Dies sind Ergebnisse der aktuellen Studie 'Fokus Selbstständigkeit' der Mailo-Versicherung für die gut 900 Freiberufler und Selbstständige befragt wurden.
Mit der Unterstützung durch die Politik rechnen die Freiberufler und Selbstständigen kaum, so die Studie. Lediglich 18 Prozent der Befragten glauben, dass die Bundesregierung ihre Bedürfnisse im Blick hat. Ihr einheitlicher Vorwurf: Die Wirtschaftspolitik kümmere sich vor allem um große Unternehmen und Konzerne.
'Freiberufler und Selbstständige spüren konjunkturelle Veränderungen immer sehr schnell', weiß Dr. Matthias Uebing, COO der Mailo: 'Als Frühindikator geben sie einen guten Ausblick darauf, was in den kommenden Monaten deutschlandweit noch passieren kann. In Anbetracht der unsicheren Lage sollten Effizienz- und Sparpotenziale schnellstmöglich gehoben werden, um die möglichen Folgen eines Konjunktureinbruchs abzufedern'.
Weihnachtsaktion von Freelance-Market: Unterstützen Sie das Kinderdorf Bona Espero
Unsere Stammleser kennen das brasilianische Kinderdorf Bona Espero bereits von unseren Weihnachtsspenden der letzten Jahre. Das 1957 gegründete 'Bona Espero' liegt in dem brasilianischen Bundesstaat Goias, gut 200 km nördlich von der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Im Fokus steht die Schul- und Berufsausbildung der Kinder. So werden die Klassen 1 bis 4 nach den staatlichen Lehrplänen unterrichtet und besonders begabten Kindern wird ein weiterführender Schulbesuch im benachbarten Städtchen ermöglicht.
Durch die zahlreichen Förderer ist das Territorium inzwischen auf zehn Quadratkilometer angewachsen. Neben den Unterkünften und der Schule befindet sich auf dem Gelände auch Anbaufläche, auf der Nahrungsmittel für den Eigenbedarf produziert werden. Bona Espero wird von dem deutsch-italienischen Ehepaar Ursula und Giuseppe Grattapaglia geführt, das sich seit Jahren rührend um die Kinder kümmert, die aus ärmlichsten Verhältnissen stammen.
Der brasilianische Staat hat seine Unterstützung stark eingeschränkt: Lediglich Elektrizität und eine Lehrkraft werden vom Staat bezahlt. Freelance-Market würde sich freuen, wenn Sie gerade auch in diesem Jahr 'Bona Espero' unterstützen. Spenden können an die Mondo-Stiftung bei der Volksbank Stuttgart, IBAN: DE 2160 0901 0001 5110 0004 unter dem Stichwort 'Bona Espero' eingezahlt werden. Selbstverständlich erhalten Sie auf Wunsch auch eine Spendenquittung, wenn Sie uns Ihre Adresse per E-Mail mitteilen. Da Ihre Spende als gemeinnützig anerkannt wird, ist diese generell bis zu 20% Ihres Einkommens absetzbar! Machen Sie mit und geben Sie den Kindern eine Zukunft!
Artikel unserer Freiberufler: Mit den Rolling Stones auf Tournee und mit Freelance-Market in Sibirien
Eingetragene Dienstleister können sich mit einem Artikel in den Freelance-Market-News kurz vorstellen. Dieses Mal stellen wir Ihnen einen Industrieelektriker (Nummer 3806) vor, der auf Elektromontagen sowie Prüfungen elektrischer Geräte und Installationen spezialisiert ist.
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Mit dem Zechensterben in NRW fehlte mir eine feste Perspektive in der Berufs- und Lebensplanung. Also beschloss ich Freiberufler zu werden und Hobby und Beruf zu kombinieren. Aus einem Industrieelektriker, der auch Hobbymusiker war, wurde so zuerst mal ein Veranstaltungstechniker.
Sehr schnell wurde klar, dass meine an sich schon sehr gute Ausbildung im Bergbau als Elektriker natürliche Grenzen hatte. Durch ständige eigenverantwortliche Weiterbildung wurde ich zum Allrounder. Statik, Brandschutz, digitale Steuerung von Ton- und Lichtanlagen, eigentlich alles kein wirkliches Problem. So kam ich immer an lukrative Aufträge, vor allem interessante Aufträge und von Anfang an auch europaweit. Mal war ich mit den Rolling Stones auf Tournee, dann technischer Projektleiter auf der Expo Hannover, dann habe ich wieder irgendwelche Drehscheiben oder Hubpodeste für Fernsehshows zum Laufen gebracht...
Seit ein paar Jahren überwiegen aber wieder Aufträge in der Industrie, bei Montagen von Sondermaschinen, etc. Meine Stärke ist dabei, dass ich viel schneller als andere den Überblick bekomme, was da wirklich zu beachten ist, wie die Gewerke miteinander zum Ziel kommen. Ich habe mich etabliert, kann meist zwischen mehreren Aufträgen auswählen, was ich nun mache. Ich lebe inzwischen in Spanien, weil es mir und meiner Frau menschlich und gesundheitlich dort am besten geht.
Und nun kommt es mal ganz dicke: Obwohl ich betont habe, dass ich europaweit arbeite, bekam ich über Freelance-Market eine Anfrage für eine Sondermaschinenmodifizierung in Sibirien. Der erste Impuls war, nein, das tue ich mir in meinem Alter nicht mehr an. Dann war die Neugier stärker. Ich war für zwei Wochen in der Kälte, im Nichts irgendwo im hohen Schnee, wo man zum Frühstück nicht mal Kaffee bekommt. Ich habe meinen Job dort einfach gemacht. Der Auftraggeber war hoch zufrieden und hat obendrein sehr schnell bezahlt.
So wurde ich versehentlich von einem europaweit agierenden Freelancer zum weltweit agierenden. Fazit: Strom und Mechanik funktionieren im hintersten Russland nicht anders als in Europa. Und auch dort kann man sich mit den Menschen verständigen, sogar ohne russische Sprachkenntnisse. Für flexible Leute hätte ich mittlerweile Arbeit ohne Ende, damit ich nicht ständig selbst alles machen muss, der Arbeitsmarkt scheint aber derzeit keine fähigen Elektriker / Elektromechaniker zu bieten...
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Freelance-Market-Witz des Monats: Management im Großkonzern
Es war einmal eine deutsche und eine chinesische Bank, die einmal pro Jahr ein Wettrudern gegeneinander veranstalteten.
Beide Teams trainierten wochenlang, um optimal in Form zu sein. Am Tag der Entscheidung war das deutsche Team optimal trainiert, doch die Chinesen gewannen mit zwei Minuten Vorsprung.
Dies wollte die deutsche Bankdirektion so nicht auf sich sitzen lassen und engagierte einen freiberuflichen Prozessoptimierungsberater. Dieser veranstaltete gleich zahlreiche Workshops, um das Problem genau zu analysieren. Dabei kam heraus, dass beim deutschen Team sieben Leute steuerten und nur einer ruderte. Bei den Chinesen war es umgekehrt.
Daraufhin engagierte die Bankdirektion noch einen freiberuflichen Organisationsberater, um eine neue Teamstruktur mit weniger Steuerleuten zu entwerfen. Sodann gab es drei Steuerleute, zwei Obersteuerleute, einen Steuerdirektor mit Stellvertreter und einen Ruderer.
Im Folgejahr gewannen die Chinesen mit einem Vorsprung von drei Minuten. Die Bankdirektion feuerte den Ruderer und ersetzte ihn durch einen besser motivierten Freiberufler.
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