Gastartikel von Unternehmensberater Johannes Maib: In welchem Deutschland wollen wir leben?
Die Konrad-Adenauer-Stiftung lud ein zu einer Diskussionsveranstaltung zur Frage: „In welchem Deutschland wollen wir leben?“ Der stellvertretende Chefreporter des Kölner Stadtanzeigers, eine türkischstämmige Landtagsabgeordnete der CDU, ein Soziologiestudent und ein engagierter Jungunternehmer standen an vier Seiten des ringsherum gesetzten Publikums.
Nach kurzen Statements aus den vier Himmelsrichtungen bestimmte das Publikum selbst die lebhafte Debatte: Deutschland ist von Kapitalinteressen regiert, die Schere zwischen Arm und Reich ist dramatisch gewachsen, uns allen droht Altersarmut, Bildungschancen werden nach Einkommen der Eltern verteilt, Arbeitslosigkeit ist nur verdeckt durch die Niedriglohn-Jobber, Wohnungsnot und teure Mieten lassen die Menschen verarmen…
Eine junge Frau mit deutlichem Übergewicht meldet sich: „Ich bin alleinerziehende Mutter und muss von einem schlechtbezahlten Teilzeitjob leben und wenn ich nicht geerbt hätte, dann müsste ich auch noch im Rechtsrheinischen wohnen.“
Man fragt sich, in welchem Deutschland leben diese Leute eigentlich? Wie konnte es zu diesem Deutschlandbild in der Öffentlichkeit kommen? Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist nun nicht gerade bekannt für ihre Linkslastigkeit. Der Ekel vor Reichtum wird uns im Fernsehen mit den „Geissens“ vorgeführt, während der arme Harz-4-Empfänger Maßstab öffentlicher Meinungsbildung ist.
Wir haben heute fast Vollbeschäftigung und die niedrigste Arbeitslosigkeit in Europa; haben keine Jugendarbeitslosigkeit von 25% wie in Frankreich oder über 40% in Spanien und Italien; wir haben eine Einkommensverteilung, die seit über 15 Jahren stabil im Mittelfeld der OECD Staaten liegt. Wir könnten mit Stolz auf unser Land sehen. Viele tun es aber nicht. Klagen und Lamentieren ist angesagt, sich selbst für benachteiligt erklären und Ausgleich fordern ist akzeptierte Politik.
Zaghaft meldet sich eine Frau am Ende dann doch noch zum Thema: „In welchem Deutschland will ich leben? In keinem anderen als in diesem Deutschland!“ Sie ist eine nach Deutschland eingewanderte Chinesin und sie weiß, wovon sie spricht.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 04/2017 veröffentlicht.