IT-Freelancerinnen: Selten aber begehrt
Die IT-Branche ist eine Männerdomäne, in der Programmiererinnen, Beraterinnen oder Systemarchitektinnen äußerst selten sind. Noch geringer ist die Zahl der IT-Frauen, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Laut Computerwoche.de gibt es keine offiziellen Zahlen, der Anteil der IT-Freiberuflerinnen wird auf fünf bis zehn Prozent geschätzt. Auch bei Freelance-Market liegt die Quote nur bei 5,7 Prozent.
Dabei hätten Frauen, die selbständig in der IT arbeiten, durchaus einen guten Stand, sagt Uta Nommensen vom Berufsverband Selbständige in der Informatik: "Von weiblichen BVSI-Mitgliedern hören wir immer wieder, dass sie sich in IT-Projekten weder finanziell noch menschlich benachteiligt fühlen." IT-Freiberuflerinnen würden oft bevorzugt eingestellt - vielleicht weil sich das Unternehmen einen Vorteil für die Teamarbeit verspricht.
Dass weibliche IT-Experten indes weit mehr als Teamfähigkeit zu bieten haben, bewies vor zwei Jahren die Wahl des "IT-Freelancers des Jahres". Das Fachmagazin "IT Freelancer" kürte Manuela Reiss zur Siegerin des Wettbewerbs. Reiss kam als Seiteneinsteigerin zur IT. Nach dem Geografiestudium in Berlin war sie fünf Jahre lang in einem internationalen Projekt beim Deutschen Wetterdienst tätig. "Da bei dem Job die IT eine wichtige Rolle spielte, wurde ich durch Learning-By-Doing auch hier immer fitter. Was noch an Wissen fehlte, erwarb ich mir im Selbststudium", erinnert sie sich. Nachdem der befristete Vertrag beim Deutschen Wetterdienst ausgelaufen war, entschied sie sich für die Selbständigkeit. Bereits nach ein paar Monaten bot sie als Trainerin ihre ersten Schulungsmaßnahmen an. Reiss: "Die Freiberuflichkeit passt einfach zu mir und meiner Arbeitsweise. Ich kann mich selbst sehr gut motivieren und stelle mich gerne neuen Herausforderungen." Gleichzeitig räumt sie ein, mit einer Portion Naivität, aber auch mit Selbstvertrauen und Neugier in die Freiberuflichkeit gestartet zu sein.
Heute ist sie als Beraterin in einem sehr speziellen Umfeld - und zwar in der IT-Dokumentation. Dass so wenige Frauen als Externe zu finden sind, hat ihrer Meinung nach mit den Rahmenbedingungen zu tun. Reiss: "Viele Aufträge sind vor Ort durchzuführen, müssen noch dazu spontan ausgeführt werden. Das können Frauen, die Familie haben, nur sehr schwer miteinander vereinbaren."
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 04/2012 veröffentlicht.