Studenten entdecken globale Arbeitsteilung: Hausarbeiten-Offshoring nach Pakistan
Globales Outsourcing hat sich im Businessbereich bereits derart etabliert, dass es nun auch auf den privaten Bereich ausgeweitet wird. Wie in einem Interview des Sunday Telegraph mit dem pakistanischen Outsourcingnehmer Mohammed Khan zu erfahren ist, erhält man für 1,50 Euro bereits kleinere Hausarbeiten im Umfang bis 100 Wörter. Wer sieben Euro berappt, kann bereits einen tausend-Wort-Aufsatz erhalten, der manchen Studenten sonst ein ganzes Wochenende verdorben hätte.
Bisher haben faule Schüler und Studenten oft komplette Hausarbeiten aus speziellen Datenbanken bezogen. Dies wird aber zunehmend riskanter, da Bildungseinrichtungen inzwischen per elektronischen Vergleich Plagiate identifizieren. Da aber bei handgefertigten Arbeiten ein solcher Abgleich nicht möglich ist, entstehen in Indien und Pakistan immer mehr dieser "Hausaufgaben"-Dienstleister.
Herr Khan aus Islamabad gibt an, dass seine Kunden nicht nur aus USA und England stammen, sondern auch aus vielen nicht-englischsprachigen Ländern. Dabei gehören sowohl Oberschüler als auch Studenten zur Kundschaft des 23-jährigen Freelancers.
Dieses Phänomen ist aber nicht auf Länder der Dritten Welt beschränkt, wie zwei aktuelle Fälle bei Freelance-Market zeigen. In einem Fall hat eine Studentin versucht, einen C++-Programmierer zu finden, um ihre aus dem Ruder gelaufene studentische Projektarbeit zur Dampfturbinensimulation noch im letzten Moment zu retten. In einem anderen Fall wollte ein Informatikstudent einen bei uns gelisteten rumänischen Java-Programmierer mit der Lösung eines algorithmischen Grafikproblems beauftragen. Selbstverständlich hat Freelance-Market diese Vorstellungen abgelehnt.
Um in unserer globalisierten Welt Hausarbeiten-Betrug zukünftig zu verhindern reicht ein Textabgleich nicht mehr aus. Schulen müssen zukünftig wohl ihre Lernenden bei jeder Hausarbeit bitten, den Inhalt ihrer Arbeit detailliert zu erklären.
Dieser Artikel hat übrigens 190 Wörter und hätte (oder hat) bei Mohammed Khan 2,75 Euro gekostet.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 12/2010 veröffentlicht.