Globaler Wettbewerb um die klügsten Köpfe
Lange galt die Abwanderung von hoch qualifizierten Arbeitskräften als Wettbewerbsnachteil und Entwicklungshemmnis für Schwellenländer. Das als „Brain Drain“ bekannt gewordene Phänomen betraf vor allem Länder, die mit den Gehältern in westlichen Staaten nicht mithalten konnten. Dieser Trend scheint sich laut Global-Agenda.org nun zu wandeln. Immer mehr Staaten erkennen, dass der Wettbewerb mit dem Ausland auch Vorteile hat:
• Auslandsüberweisungen: Die Geldflüsse von im Ausland beschäftigten Arbeitskräften ins Heimatland verbessern die wirtschaftliche Lage vieler Haushalte vor Ort. Die Empfängerstaaten können internationale Schuldverschreibungen schneller begleichen und wichtige Technologien importieren. Indien, eines der größten Herkunftsländer von IT-Fachkräften, hat inzwischen Devisenreserven von etwa 200 Mrd. US-Dollar angehäuft.
• Humankapital: Die internationale Mobilität führt zu einer Art „Migrationsaufschlag“. Die besseren Verdienstmöglichkeiten im Ausland zwingen die heimischen Unternehmen zu höheren Löhnen. Damit steigt die Nachfrage nach technischer Ausbildung. Die Infrastruktur für Bildung wird ausgebaut und das Bildungsniveau der Bevölkerung nimmt zu.
• Internationale Kontakte: In der globalisierten Arbeitswelt kommunizieren die Experten mit Kollegen aus anderen Entwicklungszentren. Sie bilden globale Netzwerke, die den Austausch von technischem und geschäftlichem Wissen erleichtern und neue Exportmöglichkeiten eröffnen.
Sind die Fachkräfte erst einmal abgeworben, besteht immer noch die Möglichkeit, sie zurückzuholen – vorausgesetzt natürlich, die Bedingungen sind entsprechend attraktiver geworden. So investieren China, Taiwan und Indien verstärkt in Forschungs- und Entwicklungszentren sowie in Technologieparks, um die besten Kräfte zurück zu locken. Dies setzt die westlichen Länder unter Druck, die mit der Ausbildung von spezialisierten Arbeitskräften kein leichtes Spiel haben: niedrige Geburtenraten, eine alternde Bevölkerung und die Unbeliebtheit technischer Studiengänge sind die wohl größten Herausforderungen in diesem Bereich. Längst ist ein Wettbewerb um die klügsten Köpfe entbrannt. Der Westen kann nicht mehr uneingeschränkt mit den besseren wirtschaftlichen Bedingungen punkten. Er muss sich ebenso wie die Schwellenländer Gedanken machen, wie man mit kluger Arbeitsmarktpolitik hoch qualifizierte Arbeitskräfte an sich bindet.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market Newsletter 11/2008 veröffentlicht.