Bundesverband der Freien Berufe: Trotz KI spitzt sich der Fachkräftemangel weiter zu
Im Auftrag des Bundesverbands der Freien Berufe wurden vom 20. März bis 30. April 2023 rund 1500 Freiberufler zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage befragt.
Laut der Umfrage spitzt sich der Fachkräftemangel bei den Freien Berufen immer weiter zu. 17,7 Prozent der befragten freiberuflichen Unternehmer gehen davon aus, binnen der kommenden beiden Jahre noch weniger eigene Mitarbeiter zu haben als derzeit. Im Vorjahr waren es nur 13,8 Prozent.
Der BFB-Präsident Friedemann Schmidt: “Die Personalnot geht bei den Freien Berufen mehr und mehr an die Substanz. So können die freiberuflichen Dienstleistungen bereits jetzt teilweise nur noch eingeschränkt angeboten werden. Nach dem enormen Einsatz im Kampf gegen die Pandemie gab es kaum Erholungsphasen. Überdies wirken sich auch die Folgen des Krieges gegen die Ukraine aus: Steigende Preise und Inflation treffen auch uns Freie Berufe.”
Immerhin glauben 69,8 Prozent der befragten Freiberufler, dass die Künstliche Intelligenz zu einer Entlastung im administrativen Bereich führen wird. Helfen kann KI nach Einschätzung der Befragten beispielsweise bei Organisation und Verwaltung und speziell auch bei der Datenaufbereitung (87 Prozent).
Direkte KI-Unterstützung für freiberufliche Dienstleistungen halten nur 16,9 Prozent für machbar, was daran liegt, dass die persönliche Leistungserbringung den Kern des freiberuflichen Vertrauensverhältnisses zu Mandant, Klient und Kunde bildet. In diesen Einschätzungen spiegelt sich die Auffassung wider, dass KI die menschlichen Faktoren in ihrer Komplexität nicht abbilden kann. Individualisierte, intelligente und an den Bedürfnissen des Einzelnen ausgerichtete Problemlösungen in einem flexiblen Umfeld können durch KI nicht ersetzt werden.
Nachfolgend noch ein paar detaillierte Ergebnisse der “BFB-Konjunkturumfrage Sommer 2023”:
Aktuelle Geschäftslage: 42,9 Prozent der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler stufen ihre aktuelle Geschäftslage als gut ein, 39,3 Prozent als befriedigend und 17,8 Prozent als schlecht. Damit verschlechtert sich die Stimmung gegenüber dem Sommer 2022 etwas: Damals lagen die Werte bei 45,6 Prozent (gut), 41,8 Prozent (befriedigend) und 12,6 Prozent (schlecht). Betrachtet nach der Unternehmensgröße zeigt sich, dass gerade Solo-Selbstständige das Geschäftsklima pessimistischer einschätzen als die restliche Wirtschaft.
Zukünftige Geschäftslage: Für das zweite Halbjahr erwarten 14,1 Prozent der Befragten eine günstigere, 59,9 Prozent eine gleichbleibende und 26 Prozent eine ungünstigere Entwicklung. Immerhin hellen sich hier die Werte im Vergleich zum letztjährigen Sommer leicht auf.
Personalplanung: 14,6 Prozent der befragten Freiberufler schätzen, binnen zwei Jahren mehr Mitarbeiter zu haben, 67,7 Prozent gehen davon aus, gleich viele Beschäftigte zu haben und 17,7 Prozent befürchten, Stellen abbauen zu müssen.
Aktuelle Kapazitätsauslastung: Die Auslastung der Freiberufler nahm deutlich zu. So gaben 37,3 Prozent der Befragten an, dass ihre Kapazitäten überschritten sind. Im vergangenen Sommer lag dieser Wert noch bei 30,2 Prozent. Für 68,6 Prozent ist der Grund für die Überauslastung eine sehr hohen Nachfrage. 48,4 Prozent führen sie auf fehlende Fachkräfte und 17,1 Prozent auf fehlende weitere Mitarbeiter zurück.
Nutzung künstlicher Intelligenz: Für ihr eigenes Berufsfeld kennen 47,6% der Befragten KI-Anwendungen. 60,9 Prozent gehen davon aus, dass in Zukunft einzelne KI-Anwendungen in ihrem beruflichen Feld genutzt werden, wobei allerdings nur 5,7% von einer zukünftigen flächendeckenden Nutzung in ihrem Berufsfeld ausgehen. Aktuell setzen 19,6 Prozent bereits KI-Anwendungen im eigenen Arbeitsumfeld ein. Während 28,7 Prozent für das eigene Berufsfeld eher Chancen durch KI sehen, überwiegen für 23,8 Prozent eher die Risiken. 43,5 Prozent sehen eine Arbeitsentlastung durch Übernahme von Routine-, Bürokratie- und Organisationsarbeiten. Für 24 Prozent lässt sich durch KI die Qualität ihrer Dienstleistung steigern. 23 Prozent finden, dass sich Prozesse optimieren und die Arbeitseffizienz steigern lassen und acht Prozent gehen davon aus, ihr Personal durch KI entlasten zu können.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 09/2023 veröffentlicht.