Gastartikel von Dr. Gerhild Schulz: Corona-Krise setzt Freelancer unter Druck
Nichts ist mehr, wie es war – und wir fragen uns, ob es jemals wieder so sein wird. Während Wirtschaftsexperten mit einer massiven Rezession rechnen, trifft die aktuelle Weltlage Freiberufler besonders hart. Viele bangen um ihre Existenz...
Marcel B., freiberuflicher IT-Berater bei Daimler hat seine Arbeit verloren. Der Automobilkonzern ist jetzt in Kurzarbeit. „Die Externen fliegen als erstes raus“, sagt er. „Ich kann nur hoffen, dass der Shutdown irgendwann vorbei ist und ich wieder engagiert werde. Wie lange es dauern kann, ist ungewiss. Ich bin nun zuhause und meine Frau geht arbeiten. Dafür muss sie 150 km pro Tag pendeln.“
Auch Klaus K., Inhaber einer Dolmetscher-Agentur im Top-Segment muss dicht machen. Das seit Jahrzehnten etablierte Unternehmen wird von der Krise einfach weggefegt. „Wenn mit einem Schlag hochbezahlte Aufträge wegbrechen und unternehmerische Fixkosten im fünfstelligen Bereich für Räume und Gehälter nicht mehr finanziert werden können, könnte ich das kurzfristig überbrücken, aber nicht über Monate.“ Aufgrund der Unabsehbarkeit der Lage, hat er sich schweren Herzens entschlossen, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, um keine hohe Schulden zu machen.
Die Corona-Krise trifft praktisch alle Freelancer. Wer schon länger auf Honorarbasis arbeitet oder an ein Patchwork von Jobs gewöhnt ist, hat es auch nicht leichter. Das gilt etwa für die Lehrkräfte zahlreicher Sprachschulen, die noch vor kurzem extrem gefragt waren. Viele Freiberufler sind auf eine genügende Anzahl von Stunden angewiesen. Hier kann man sich zwar mit Online-Unterricht und Videokonferenzen behelfen. Doch ist es fraglich, ob der Unterricht von den Firmen, wie etwa Bosch, überhaupt noch bezahlt wird. Eine ganze Reihe von Kursen fallen einfach aus – mit dramatischen Folgen für die Freien.
Es trifft auch viele kleine Unternehmer, so beispielsweise Tanzschulen, die sich oft über Jahre mit Kursen, Auftritten und regelmäßigen Tanzveranstaltungen eine Existenz aufgebaut haben. Einige halten sich zur Zeit mit Fundraising bei ihren Tänzern über Wasser. Das funktioniert wirklich – doch wie lange? Für diese Idee gibt es sogar die Website gofundme.com.
Neben diesen aus der unmittelbaren Not geborenen, kreativen Ideen kann man jetzt auch Hilfe vom Staat beantragen. Für die Auszahlung sind Behörden oder Förderbanken der Länder zuständig. So schaffen wir Kleinunternehmer es vielleicht, trotz einbrechender Einnahmen den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen und unsere Unternehmen erhalten zu können.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 04/2020 veröffentlicht.