Chinas Norden geht das Wasser aus
China droht laut Global-Agenda.org in absehbarer Zeit eine ernsthafte Wasserkrise. Die Chinesen stellen 20% der Weltbevölkerung, besitzen aber nur 7% der globalen Wasserreserven. Hinzu kommt, dass etwa vier Fünftel davon im Süden liegen, während dem Norden das Wasser ausgeht. Falsche Politik, Bevölkerungsexplosion, Klimawandel und rasantes Wirtschaftswachstum haben die Wasservorräte im Norden weitgehend aufgezehrt. Abwasser und Industrieabfälle belasten das noch vorhandene Wasser zusätzlich, so dass in der Großregion Nordchina mittlerweile zwei Drittel der Grundwasserbestände verschmutzt sind.
Chinas kommunistische Führung hat längst erkannt, was durch die drohende Wasserkrise alles auf dem Spiel steht: das langfristige Wirtschaftswachstum, der innere soziale Frieden und die Balance zwischen Nord- und Südchina. Ein neues Gesetz gegen Wasserverschmutzung ist bereits in Arbeit. Zahlreiche Küstenstädte bauen Entsalzungsanlagen für Meerwasser und multinationale Unternehmen werden angeworben, um bei der Verarbeitung der enormen Abwassermengen zu helfen. Die Regierung steht vor harten politischen Entscheidungen. Sie wird z. B. die Subventionen für Wasser verringern und die Bauern im Norden gesetzlich zwingen müssen, auf den Winterweizen zu verzichten. Das aber würde das Ende für viele Bauern in der Region bedeuten. Die meisten von ihnen sind auf die zusätzliche Getreideernte angewiesen. Zudem wären die Chinesen somit abhängiger vom weltweiten Getreidemarkt. Die Folge: Die Preise könnten dauerhaft steigen und in der Dritten Welt zu Inflation führen. Nahrungsmittel würden in diesen Ländern dann noch teurer als ohnehin schon.
Besonders große Hoffnung setzt China in neue Wassertransport-Projekte. Ein insgesamt 62 Mrd. US-Dollar teures Projekt soll Wasser aus dem wasserreichen Süden in den Rest des Landes schaffen. Vom Jangtse-Becken aus werden „Wasserpipelines“ nach Osten, Norden und Westen gebaut. Die Ost- und Nordlinien sind bereits in Arbeit. Eine weitere Strategie sieht vor, die Urbanisierung künstlich voranzutreiben. Wissenschaftler behaupteten kürzlich, die Umwandlung von Ackerboden in Stadtgebiete könne verhindern, dass der Grundwasserspiegel weiter sinkt. Großflächiger Ackerbau benötigt weitaus mehr Wasser als in städtischen Gebieten verbraucht wird.
Mehr Urbanisierung bedeutet allerdings auch mehr Luftverschmutzung. Und bereits heute weht durch Chinas Norden die dreckigste Luft im ganzen Land, verursacht durch die Industrie. Vorerst werden sich die Chinesen wohl auch weiterhin darauf konzentrieren, den Wirtschaftsaufschwung voranzutreiben. Doch die drohende Wasserkrise verbietet ein stures Weiterso.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market Newsletter 3/2008 veröffentlicht.