Gastartikel: Nachfrage nach Freelancern wird weiter ansteigen
Von Amor Dhaouadi
Kürzlich habe ich an einem von der Firma Oracle organisierten Workshop teilgenommen. Es wurden unterschiedliche Themen diskutiert, darunter auch Planungsunsicherheit, Marktvolatilität, Führungskultur, Digitalisierung und ihre Folgen auf die Geschäftsprozesse von Unternehmen.
In einer Diskussionsrunde über Planungsunsicherheit und Marktvolatilität haben die meisten Diskussionsteilnehmer (Personen aus dem CXO-Level) ihre Sorge über die immer kürzer werdenden Planungszyklen geäußert. Firmenmanager haben immer mehr Schwierigkeiten, ihre Geschäftspläne (und damit ihre Geschäftsziele) planmäßig und konsequent durchzuhalten. Das ziehe sich durch alle Organisationseinheiten.
Produktentwickler ändern immer wieder ihre Produktpläne, Finanzverantwortliche müssen ihre Zahlen ständig ändern, anpassen und Bericht erstatten. Vertriebs- und Marketingleuten geht es dementsprechend nicht besser.
Eine der Fragen, die die Teilnehmer interessierte, war: Wie geht man mit der Planungsunsicherheit um? Aufhalten kann man das natürlich nicht. Es muss aber ein Umdenken in den Chefetagen stattfinden, dem entgegenzuwirken.
Einen interessanten Ansatz aus der Welt der Fertigung fanden die Firmenmanager in der Diskussion sehr attraktiv: In den meisten Produktionsstätten haben Firmen seit Jahrzehnten auf Grund von Nachfrageschwankungen ihre Kapazitäten auf das Durchschnittsniveau zurückgefahren, das dann durch Stammpersonal abgedeckt wird. Bei saisonaler und hoher Nachfrage arbeiten Produktionsmanager mit temporären und erfahrenen Mitarbeitern von Leihfirmen zusammen.
Dieses bewährte Modell in der Produktion könnte auch auf die Bereiche Finanzen, Entwicklung, Marketing und Vertrieb übertragen werden, so die Meinung der Workshop-Teilnehmer. Anders lasse sich die Problematik bei der jetzigen Marktsituation und -volatilität nicht bewältigen.
Die Vorteile für Firmen liegen auf der Hand: Freelancer sind meist Fachspezialisten auf einem bestimmten Gebiet, die für neue Projekte benötigt werden und in der Firma fehlen. Sie bringen einen großen Erfahrungsschatz mit und können sich schnell in Projektteams einarbeiten. Dadurch erhöhen sie die Produktivität in den Firmen. Darüber hinaus bringen sie, durch ihren Einsatz in anderen Firmen, eine externe Sicht auf die zu lösenden Probleme mit ein. Interne Mitarbeiter können eine ganze Menge von Freelancern lernen.
Freiberufler verlangen zwar ein höheres Honorar für ihre Arbeit, zahlen dafür aber die Sozialabgaben selbst. Durch den Konkurrenzkampf zwischen Freelancern auf den heutigen Plattformen lässt sich der Preis vergleichen. Für Urlaub bekommt ein Freelancer kein Geld, wie beispielsweise ein Festangestellter. Sollte die Arbeitsqualität nicht zufriedenstellend sein, kann die Zusammenarbeit kurzfristig beendet werden.
Kommen wir nun auf die ursprüngliche Frage zurück: Werden wir in der Zukunft mehr Freelancer brauchen? Im deutschsprachigen Raum existieren viele Studien über die Entwicklung des Freelancer-Marktes und alle Studien weisen darauf hin, dass die Anzahl der Vollzeit-Freelancer ansteigen wird. Im IT-Bereich werden beispielsweise immer mehr Fachspezialisten benötigt, um neue Aufgaben zu bewältigen. Auch aus der Sicht der Nachfrager-Kunden (das sind die Entscheider in den Firmen) kann man aus den Diskussionen in den Oracle-Workshops die Prognose stellen, dass die Nachfrage nach Freelancern in Zukunft steigen wird. Gut für uns alle!
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 06/2018 veröffentlicht.