Freiberufler nur teilweise mit ihren Vermittlern zufrieden
Laut der "IT-Freiberufler-Studie 2016" der Computerwoche, für die 858 Freiberufler und ITK-Entscheider aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt wurden, stieg der Stundensatz der Freelancer im Bereich IT um drei Euro gegenüber dem Vorjahr auf jetzt knapp 83 Euro. Ein Drittel der befragten Freelancer stellt sogar über 120.000 Euro pro Jahr in Rechnung. Insgesamt sind die Freiberufler mit ihren Arbeitsbedingungen und Leistungen zufrieden, obgleich es immer noch Luft nach oben gibt.
Die bei der Arbeit der Vermittlungsagenturen besonders wichtige reibungslose Abwicklung vom Vertrag bis zur Abrechnung verläuft meist problemlos. Kritisch wird jedoch die inhaltliche Zusammenarbeit mit den Vermittlern gesehen. So führe fehlende Fachkompetenz oft zu Angeboten, die nicht zu den Freelancer-Schwerpunkten passen. Den Freelancern fehlen dabei oft qualifizierte Ansprechpartner, die verstehen, wonach genau gesucht wird.
Auch mangele es an transparenten Informationen, warum man nicht beim Kunden angeboten wird, wie viele Bewerber es auf ein Projekt gibt, wie es mit der Zufriedenheit am Projektende steht und wie das Projekt nach dem Ausscheiden weiter verläuft. Weiter wünschen sich die Freelancer, stärker vom Vermittler als Kunde gesehen zu werden. So würden sich die Agenturen zu wenig und zu spät um Anschlussprojekte kümmern, ein Thema, das schon die Lünendonk-Studie (siehe Freelance-Market-News 9/2016) behandelte.
Auch würden die Personaldienstleister bezüglich der eigenen Positionierung kaum beraten und keine Interessensvertretung anbieten. Auch fehle es an Zertifizierungen, Weiterbildungen, Coachings und Schulungen, um die Projektchancen zu verbessern. Weitere Wünsche betreffen Hilfen bei der Lebenslauferstellung sowie Rabatte bei Hotels, Seminaranbietern und Dienstleistungen.
Nicht nur die fachliche Übereinstimmung der vorgeschlagenen Projekte ist den Freelancern wichtig. Viele wünschen sich auch mehr Beachtung der eigenen Persönlichkeit, menschliches Miteinander im Umgang, individuellere Betreuung, persönlichen Kontakt und nette Kollegen.
Nicht weiter verwunderlich ist, dass das Thema Scheinselbstständigkeit bei den deutschen Befragten inzwischen eine große Rolle spielt. So haben viele Freelancer mittlerweile entsprechende Maßnahmen ergriffen und arbeiten beispielsweise gleichzeitig für mehrere Auftraggeber. Andere stellen selbst eigene, sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter ein, rechnen nach Meilensteinen anstatt geleisteter Stunden ab oder weisen ihre Akquisetätigkeiten nach. Andere setzen auf selbstbezahlte Weiterbildung oder die rechtzeitige Beendigung langlaufender Projekte. Zum Nachweis unternehmerischen Handelns zählt für einige Interviewte auch ein Web-Auftritt oder eigene Büroräume. Einige Freelancer lassen sogar ihren Status durch die Deutsche Rentenversicherung feststellen.
Allerdings haben nicht alle Freiberufler Maßnahmen gegen Scheinselbstständigkeit ergriffen, beispielsweise wenn sie nur Projekte über Personaldienstleister machen oder zu den 82 Prozent gehören, deren aktuelles Projekt noch keine zwei Jahre andauert. Auch wird teilweise angenommen, dass sich der Vermittler oder der Endkunde selbst um das Thema Scheinselbstständigkeit kümmert. Andere Freie gehen davon aus, dass die Kriterien der Behörden entweder nicht erfüllbar oder nicht verbindlich sind. Ein weiterer Grund für das geringe Interesse am Thema Scheinselbstständigkeit mag sein, dass nur 15 Prozent der befragten Freelancer lieber fest als frei angestellt sein möchten.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 10/2016 veröffentlicht.