Freelance-Market-Artikel zur Rentenpflicht löst Diskussionswelle aus
Unser Artikel in den letzten News, dem zufolge der Petitionsausschuss des Bundestages sich gegen die geplante pauschale Rentenversicherungspflicht für Selbstständige ausspricht, hat wohl den Nerv zahlreicher Betroffener getroffen. So erreichten uns zahlreiche Beiträge von Freiberuflern und Auftraggebern.
So schreibt Kai-Uwe Möller, dass das "Aufatmen" nur von kurzer Dauer sein könnte, da beispielsweise die SPD die Versicherungspflicht explizit in Ihr aktuelles Wahlprogramm geschrieben hat.
Olaf Barheine fürchtet, dass es mit der Rentenversicherungspflicht genauso laufen könnte wie mit der bereits existierenden Krankenversicherungspflicht: Da immer mehr Selbständige sich deren Beiträge nicht mehr leisten könnten, würden die Krankenversicherungen trotz Inkasso oft leer ausgehen. So gäbe es alleine bei seiner PKV einen hohen Beitragsausfall durch 300 000 säumige Mitglieder. Ordentliche Zahler müssten dies durch höhere Beiträge ausgleichen.
Wie komplex das Thema ist, zeigt der Beitrag des Trainers Hubert Cichon, demzufolge es bereits heute für zahlreiche Freiberufler eine Rentenversicherungspflicht gibt. So seien Kollegen, die ein Gewerbe betreiben und zusätzlich eine Referententätigkeit ausübten auf Scheinselbständigkeit für Kurse durch Bildungsträger geprüft wurden. Dabei sei die Selbständigkeit zwar anerkannt worden, trotzdem sei aber auch eine rückwirkende Veranlagung erfolgt.
Die Komplexität des Themas unterstreicht auch der Beitrag von Herrn Rosen, der darauf hinweist, dass für "selbstständig Unterrichtende" eine eigene gesetzliche Rentenversicherungspflicht besteht.
Diese Pflicht wiederum könnte man aber laut dem Beitrag von Stefan Schulz umgehen, wenn man eine eigene GmbH hat, "Preferred Supplier" wird und sich dann für sich selbst eine Überlassung macht.
Herr Barheine kann nicht glauben, dass es der Regierung wirklich um die Altersarmut bei Selbständigen geht. Lediglich 4% der ehemaligen Selbstständigen seien davon betroffen, was auch nicht mehr sei als bei den ehemaligen Angestellten (4%) und bei den pensionierten Beamten (3%). Da es aber viel weniger Selbständige als Angestellte gibt, sei deren Altersarmut nur ein kleines Randproblem.
Es gibt aber auch Freelancer, die eine Versicherungspflicht gar nicht so schlecht fänden. So stellt Frau Fellner fest, dass beispielsweise in der Schweiz, Frankreich, Belgien, Niederlande und Luxemburg Rentenversicherungspflicht besteht. Das Argument, dass sich viele Selbständige so etwas nicht leisten könnten, sei gerade ein Argument für die Versicherungspflicht. Dann sollen diese entweder Aufstockung bekommen oder selbständige Leistungen mit geringen Erträgen würden eben vom Markt verschwinden. Letztendlich sei die Versicherungsfreiheit nur ein Aufschieben des Problems bis solche Leute in "Rente" gehen und dann eben Hartz 4 beantragen müssen, weil sie nie eine RV bezahlen konnten.
Auch Paulette Feller versteht nicht, warum Freiberufler grundsätzlich gegen eine Versicherungspflicht sind und ist lediglich gegen eine Pflicht zur Deutschen Rentenversicherung. So sollten auch andere Alterssicherungsmodelle wie Rürup, Immobilienbesitz oder Lebensversicherungen akzeptiert werden. So könnte man der Schnüffelei der Rentenversicherung entgehen und zahlreiche Willkürlichkeiten könnten ein Ende finden.
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Dieser Artikel wurde in den Freelance-Market-News 08/2013 veröffentlicht.